1. Tennis Weltmeisterschaften der Gehörlosen 19. – 26.07.2015 in Nottingham/GBR
Text: Peter Fiebiger, Vizepräsident Öffentlichkeitsarbeit, Fotos: Peter Fiebiger, Johannes Bildhauer
Datum: 26. Juli 2015
Tag der Finals
Für das Team des DGS war es ein komisches Gefühl, war man bei allen bisherigen Tennis-Veranstaltungen noch in mehreren Finals vertreten und hat den letzten Tag mit Anspannung erwartet, so müssen die deutschen Spielerinnen, Spieler und Trainer heute ohnmächtig zuschauen, wie andere Nationen um den Titel kämpfen. Schon gestern, am vorletzten Tag, waren sie außer der Teilnahme von Johannes Behr am Youth Wettbewerb, zum Zuschauen verurteilt.
Einmal durch die Verletzung von Heike und das Zurückziehen im Damen Einzel, im Damen Doppel und im Mixed, gab es auch durch überraschende Ergebnisse in den Halbfinals ganz neue Paarungen für die Endspiele.
Im Damen Finale standen sich gegenüber Emely Hangstefer (USA) vs. Beatriz Villamandos-Lorenzo (ESP) 6 - 7 (5), 3 - 6
Ein in großen Teilen spannendes Spiel lieferten sich die Amerikanerin Emily Hangstefer und die Spanierin Beatriz Villamandos-Lorenzo mit einem für viele überraschendem Ausgang, denn Hangstefer hatte eigentlich im Turnierverlauf den stabileren Eindruck hinterlassen. Gleich zu Beginn des Matchs bestätigte sich auch die Prognose, denn Hangstefer nahm der Spanierin gleich den 1. Aufschlag ab. Dann erhöhte sie auf 2-0. Doch Villamandos-Lorenzo blieb ihrem Stil treu, lange, variable Grundlinienschläge führten zu langen Ballwechseln und dabei macht die Amerikanerin mehr Fehler als Villamandos-Lorenzo, die auf 2-2 ausgleichen konnte. Danach blieb das Spiel ausgeglichen mit wechselseitigem Erfolg bis zum 6-6. Tiebreak. Es sah schon nach dem Satzgewinn von Hangstefer aus, denn sie führte schon mit 5-2, ehe die Spanierin Punkt für Punkt aufholte und den Tiebreak mit 7-5 für sich entschied.
Hangstefer schien einen Knacks erhalten zu haben, denn Villamandos-Lorenzo hatte leichtes Spiel und führte schon 5-1 im 2. Satz. Die Amerikanerin bäumte sich noch einmal auf, aber das Spiel war gelaufen. 6-3 für Beatritz Villamandos, dies selbst auch überrascht schien. Die kleine spanische Delegation mit dem Trainer und ihrer Schwester Raquel freuten sich überschwänglich.
Beatriz Villamandos-Lorenzo, Siegerin im Damen Einzel
Platz 3 fiel kampflos an Chiu-Mei Ho, die von Heikes Ausfall profitierte und nicht zum Spiel antreten musste.
Der neue Nachwuchsstar Egor Panyushkin (RUS) traf auf Vincent Novelli (FRA) 6 - 2, 6 - 1. Eigentlich eine klare Sache im Herren Endspiel. Der Favorit war der Russe Panyushkin, der Außenseiter der Franzose Novelli, aber so klar wie es das Ergebnis aussagt, war die Partie nicht. Der Russe hatte zwar am Ende immer den besseren Abschluss, aber Novelli konnte mehrfach gut returnieren, oder den Russen am Netz passieren. Der 1. Satz ging klar an den Russen, der auch im 2. Satz Klarheit schaffen und das Spiel schnell nach Hause bringen wollte. Bis zum 4-0 eine klare Sache, doch der Franzose gab nicht auf. Im Gegenteil, kurzzeitig brachte er den Russen zur Verzweiflung, aber nur kurzzeitig. Der Russe stellte schnell sein Spiel um und hatte wieder die Oberhand. Am Ende doch ein sicheres 6-1 brachte ihm den 1. Weltmeistertitel.
Der neue Champion Egor Panyushkin aus Russland
Im Spiel um Platz 3 zwischen dem Franzosen Mikael Laurent und dem Ungarn Garbor Mathe fand das eigentlich geglaubte Finale statt. Mathe gewann schnell den ersten Satz mit 6-3 und es sah nach einem klaren Sieg des Ungarn aus. Doch wer Mikael Laurent kennt, wusste dass er nie aufgeben würde. Den 2. Satz holte er sich mit 4-6 zurück und war wieder im Spiel. Durch den zwischenzeitlich einsetzenden Regen musste das Match in die Halle verlegt werden.
In der Halle führte Mathe schnell mit 4-1, doch der Altmeister wollte es noch einmal wissen. Er schenkte dem Ungarn keinen Ball, holte seinerseits zum 4-4 auf. Nun war wieder alles offen, munter ging es weiter bis zum 6-6. Der Tiebreak musste über Bronze und dem undankbaren Platz 4 entscheiden. Hier zeigte sich die unheimliche Erfahrung von Laurent, der schon zahlreiche Tiebraeks für sich entschieden hatte. Trainer Oliver Krieg aus Erfahrung: er holt sich den Tiebreak!“. So kam es dann auch, der Tiebreak ging 7-2 an den Franzosen.
Robert Gravogl/Mario Kargl (AUT) bestritten gegen Mikael Laurant/Vincent Novelli (FRA) 6 - 4, 1 - 6, 6 - 7 (2) das Herren Doppel, das wegen Dauerregen in die Halle verlegt werden musste. Der 1. Satz war sehr ausgeglichen, wobei das österreichische Duo leichte Vorteile hatten. Erst im 2. Satz wachten die Franzosen auf und beherrschten das Spiel, bei dem sich beide gegenseitig aufputschten. Mit Erfolg. Kargl/Gravogl hatten im 2. Satz nichts entgegen zu setzen.
Erst im 3. Satz entwickelte sich ein gleichwertiges Match, das bis zu 6-6 keinen eindeutigen Sieger zu haben schien. Die Franzosen, bekannt für ihre Nervenstärke, gewannen dann doch sehr schnell den Matchtiebreak.
Glückliche und verdiente Doppel-Weltmeister
Nochmals Emily Hangstefer/Laura Chapman (USA) traten gegen Chiu-Mei Ho/Chia-Wen Lin (TPE) 6-3, 6-4 im Damen Doppel an. Auch das Match musste wegen des Regens in der Halle ausgetragen werden. Die Taiwanesinnen Wie Ho und Wen Lin zeigten ein perfektes Zusammenspiel. Wie immer Mei Ho an der Grundlinie ohne Fehler, vorn die junge Wen Lin. Hangstefer/Chapman wehrten sich mit Kräften, aber umsonst. Chiu-Mei Ho und Chia-Wen Lin wurden verdiente Doppel-Weltmeister.
Ein Titel ging nach Taiwan
Mit der anschließenden Siegerehrung und der Abschlusszeremonie gingen die 1. Tennis Weltmeisterschaften der Gehörlosen in Nottingham zu Ende.
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