13. Tennis Europameisterschaft der Gehörlosen 2016
DGS-News Tennis, Fotos: Johannes Bildhauer
Datum: 09. Juni 2016
04. bis 11. Juni 2016 in Portoroz
Fünf Spiele, fünf Entscheidungen, zwei Halbfinalisten!
Mit einem lachenden und einem weinenden Augen gingen die Deutschen gestern vom Platz. Nicht für alle erfüllte sich der Traum von Weiterkommen, aber alle hatten abgeliefert.
Sarah Garcia
Sarah Garcia vs. Phoebe Suhters 0:6/0:6
Das Mannschaftsküken Garcia trat ihr erstes Turnierspiel bei den Juniorinnen an. Gegen die Russin Grin in der Damenklasse hatte sie ganz wunderbar in ihren Spielrhythmus gefunden, ein Sieg gegen die 14jährige Phoebe Suthers war machbar. In dieser nach wie vor ungewohnten Situation, ohne Hörhilfen auf internationalem Parkett in einem hochklassigen Teilnehmerfeld zu spielen, war sie entsprechend angespannt. Ihr unterliefen zu viele kleine unnötige Fehler, die die clever und wendig spielende Suthers für sich zu nutzen wusste. Schnell ging der erste Satz zu Null an die Gegnerin. Dadurch zunehmend verunsichert, gelang Garcia auch im zweiten Satz kein Spielgewinn, die lebhafte Britin brachte wieder geduldig die Bälle zurück und Garcia schied aus dem Jugendturnier aus. Garcia hat bei ihrem Debüt noch nicht die notwendige Konstanz gezeigt, die es braucht, jetzt schon mitzuhalten, aber ihr Potential ist eindeutig und sie hat bei entsprechender Förderung Zukunft im internationalen Gehörlosensport.
Urs Breitenberger
Urs Breitenberger vs. Egor Panyushkin 6:7(7)/(3:6)
Breitenberger wollte sich den Traum erfüllen, seiner Favoritenrolle gerecht zu werden und im Einzel ins Halbfinale einzuziehen. Hochmotiviert und in ausgezeichneter Form stellte er sich Weltmeister Panyushkin. Beide Spieler beherrschten den Ball gleichermaßen, es entwickelte sich ein Tennismatch der Meisterklasse mit langen, harten Ballwechseln bis zum 3:3 unter Nutzung aller Varianten, für die zahlreichen Zuschauer ein wahrer Augenschmaus. Mit dem Break zum 5:3 brachte sich Breitenberger in Führung, Panyushkin ließ sich jedoch nicht beeindrucken, überholte zum 5:6 aus deutscher Sicht, Breitenberger wehrte den Satzball des Gegners ab, erhöhte auf 6:6, führte kurz darauf mit 7:6. Den entscheidenden Satzball vergab er durch einen fehlerhaften Rückhand-Slice, den folgenden Angriff konterte Panyushkin unerreichbar für Breitenberger ins Eck. Den Tiebreak gewann der Russe mit 9:7. Breitenberger erholte sich von diesem knappen Satzverlust nicht und geriet im zweiten Satz schnell mit 1:4 in Rückstand. Im folgenden Matchverlauf konzentrierte er sich im Angriff auf die schwache Rückhand des Russen, holte zum 3:3 auf, den Break machte diesmal aber sein Gegner. Panyushkin ließ sich zu keinem Zeitpunkt aus der Ruhe bringen und das gleichwertige Match ging auf Grund seiner beeindruckenden Konstanz für Breitenberger verloren, ein bitteres Ergebnis für den deutschen Favoriten.
Hans Tödter
Vincent Novelli (FRA) vs. Hans Tödter 3:6/3:6
Vor vier Jahren verlor Tödter das EM Viertelfinale vor heimischem Publikum in Koblenz gegen den aktuellen Gegner Novelli – Zeit für eine Revanche! Und die gelang!
Angriffslustig lag der Deutsche schon nach kurzer Zeit mit 3:0 und unerreichbaren, scharfen Bällen in die Ecken in Führung. Beim Stand von 5:1 aus deutscher Sicht, drehte Novelli den Spieß um und störte Tödters Rhythmus durch gekonnte Stopbälle, er gewann zwei kostbare Punkte. Tödter konnte aber weiterhin seinen Aufschlag durchbringen und der Satz ging an ihn. Auch im zweiten Satz brachte sich der Deutsche schnell in Führung, wieder wurde es für ihn zwischenzeitlich mit 4:3 eng und wieder zog er seine Spiele durch. Tödter erfüllte sich damit dem langgeträumten Traum vom EM Halbfinale und trifft am Freitag auf Deaflympicssieger Mathe.
Sebastian Schäffer
Gabor Mathe (HUN) vs. Sebastian Schäffer 6:1/6:1
Ein Sieg gegen den Ungarn Mathe, einen der hochklassigsten Spieler im Turnier, wäre ein Meilenstein der Karriere Schäffers gewesen. Es war ihm durchaus bewusst, dass da eine große Nummer auf dem Court auf ihn wartete, er wollte das Spiel auf jeden Fall für den Gegner eng machen. Mit der ausgezeichneten Leistung in den vorhergehenden Spielen im Rücken versuchte er konstant mit seiner Stärke im Cross- und Longline zu punkten. Mathe konterte wie erwartet mit absolut fehlerfreiem Tennis, in den langen präzisen Ballwechseln war er es, der die Big Points für sich verbuchen konnte und auch den Satzsieg. Im zweiten Satz stellte Schäffer sein Spiel mit druckvollem Angriff um, der Ball landete häufig unglücklich knapp im Aus und brachte ihn um seine Punkte. Alles in allem gibt das Ergebnis nicht die Spielqualität wieder, jeder Ball war hart umkämpft, Schäffer zeigte Höchsteinsatz. Mit Mathe hatte er einen Gegner, der ihm alles abverlangt hatte und auch wenn er für den Deutschen eine Nummer zu groß war, hatte er sich teuer verkauft.
Heike Albrecht
Heike Albrecht vs. Jana Janosikova 6:4/6:0
Albrecht tat sich zu Beginn des ersten Satzes schwer, konnte die Gegnerin richtig einschätzen und verlor ihren routinierten Spielrhythmus. Unerwartet brachte sich die junge Gegnerin aus der Slowakei mit 4:3 in Führung, ein Wachmacher für die Nummer Eins der Weltrangliste. Bei Albrecht legte sich der Schalter um und sie wartete mit gewohnt hochklassigem Tennis auf, gegen das Janosikova keine Chance mehr hatte. Der Satz ging an Albrecht. Befreit ging sie in den zweiten Satz, dominierte das Spiel beliebig und fegte die Slowakin in kurzem Prozess vom Platz. Ihre Halbfinalgegnerin wird die junge Russin Smirnova, die zwar nicht so erfahren wie Albrecht, aber auch nicht zu unterschätzen ist.
Heute ab 11 Uhr startet das Halbfinale im Doppel und Mixed:
Breitenberger/Tödter vs. Kargl/Gravogl (AUT)
Albrecht/Fleckenstein vs. Boulestrau/Beney (FRA)
Fleckentstein/Schäffer vs. Beney/Novelli (FRA)
Albrecht/Breitenberger vs. Smirnova/Panyushkin (RUS)
Weitere Informationen auf diese Seiten:
förderer
partner & ausstatter
unterstützer
medienpartner