10. Schwimm-EM in Dortmund
Katja Kluttig
Datum: 30. Juni 2010
10. Schwimm-Europameisterschaften der Gehörlosen
vom 20. – 26. Juni 2010 in Dortmund
Abschlussbericht
Die 10. Schwimm-Europameisterschaften der Gehörlosen in Dortmund sind zuende und damit eine Veranstaltung, die für alle Beteiligten ein besonderes Erlebnis war.
Der Kreisverband Schwimmen Dortmund unterstützte die EM mit all seiner Erfahrung in der Ausrichtung und Durchführung von Schwimmveranstaltungen und sorgte für eine professionelle Abwicklung. Dafür möchten wir uns im Namen aller Teilnehmer noch einmal sehr herzlich bedanken.
Mit rund 120 Sportlerinnen und Sportlern aus 18 Ländern war die Beteiligung zwar geringer als noch vor vier Jahren in Thessaloniki/GRE, aber ebenso hochklassig.
Bereits bei den Deaflympics in Taipeh im vergangenen Jahr hatte sich gezeigt, dass international ein Leistungssprung im Schwimmsport zu verzeichnen war und viele junge und starke Schwimmer besonders aus den ehemaligen Sowjetrepubliken neue Maßstäbe setzten. Auch wenn nur wenige neue Rekorde bei dieser EM aufgestellt wurden, war die Entwicklung deutlich zu erkennen. Besonders erfreulich dabei, dass viele neue Talente teilnahmen.
EDSO-Vertreter Dogan Özdemir bat dennoch bei der zweiten Technischen Sitzung der Veranstaltung um Förderung insbesondere des weiblichen Nachwuchses. Aber die Zukunft des Gehörlosen-Schwimmsports scheint auf europäischer Ebene nicht gefährdet zu sein.
Herausragender Einzelschwimmer war zweifellos der Italiener Luca Germano. Als einziger Teilnehmer seines Landes holte er 6x Gold und 1x Silber und setzte damit seinen Erfolg von Taipeh fort. Folgerichtig erhielt er den Sonderpreis als „Bester Schwimmer“ der EM. „Beste Schwimmerin“ wurde die Deutsche Jarmila Gupta, die erst 16jährig 2x Gold, 2x Silber und 3x Bronze gewann.
Das DGS-Team erreichte mit insgesamt 27x Edelmetall im Medaillenspiegel Platz 3 hinter der Ukraine und Russland. Beide Länder waren mit einer ganzen Riege von Trainern angereist, was wieder einmal zeigte, dass die Förderung des Gehörlosensports dort viel weiter fortgeschritten ist, als hierzulande. Trotzdem übertrafen die deutschen Schwimmerinnen und Schwimmer weit ihre eigene Zielsetzung.
Aufgrund der Ausrichtung der EM in Deutschland entschied der DGS-Leistungssportausschuss, fünf neue Talente zu nominieren, die sich alle bereits auf nationalem Niveau bewährt hatten: Valentina Angelini, Jan-Hendrik Anstipp, Lara Mandel, Linda Müller und Michael Würges.
Ziel der Newcomer war vor allem Finalteilnahme und gute Plätze zu erreichen. Das gelang auf ganzer Linie. Alle Fünf qualifizierten sich mehrfach für Finals, gaben ihr Bestes und wurden einige Male mit guten Platzierungen belohnt. Für die 12 – 16jährigen ein schöner Erfolg. Hervorzuheben ist dabei noch Jan-Hendrik Anstipp, der für die 4x 200m Freistil-Staffel eingesetzt wurde und mit dem Team Silber gewann.
Unter den sieben erfahrenen Schwimmern und Schwimmerinnen des deutschen Teams tat sich bei dieser EM besonders Phil Goldberg hervor. Der bescheidene Sportler galt als sicherer und solider Medaillenanwärter, auch wenn Trainerin Garnet Charwat es vorsichtig mit „Medaillen sind hier möglich“ formulierte. Doch Goldberg wuchs über sich selbst hinaus und konnte gleich drei Titel holen, alle in seiner stärksten Disziplin, dem Rückenschwimmen.
Gewohnt stark zeigte sich Björn Koch, der sich allerdings im Butterfly über keine der Strecken gegen Luca Germano durchsetzen konnte. Zweimal Gold in den Lagenwettkämpfen versöhnten den frisch gebackenen Abiturienten jedoch ein wenig, dazu noch einmal Silber und zweimal Bronze.
Robin Goldberg ergänzte die Herrenstaffel in zwei Wettkämpfen und gewann zweimal Bronze. Ein solides und realistisches Ergebnis für den „kleinen Bruder“ von Phil Goldberg.
Nicky Lange, der „Veteran“ der Mannschaft, gewann in den Einzelwettkämpfen einmal Silber und einmal Bronze. Ihm machte neben Luca Germano auch der Pole Artur Pióro zu schaffen, der Spezialist für Langstecken ist. Langes Medaillenausbeute kann sich trotzdem sehen lassen, denn er holte noch drei weitere Medaillen mit der Herrenstaffel.
Victoria Zarn feierte ein grandioses Comeback. Die 22jährige hatte nach den Weltmeisterschaften 2007 aus verschiedenen Gründen einige Zeit aussetzen müssen, konnte sich aber für die Europameisterschaften wieder gut vorbereiten. Sie hatte sich vorgenommen, gute Platzierungen zu erreichen und übertraf mit dem Gewinn dreier Bronzemedaillen ihre eigenen Erwartungen. Ihr Erfolg ist der Beweis dafür, dass mit Begeisterung und Ausdauer auch schwierige Zeiten überstanden und großartige Leistungen erzielt werden können.
Jarmila Gupta, die bereits in Taipeh mit dem Gewinn einer Silbermedaille beeindruckt hatte, schwamm eines der umfangreichsten Programme der gesamten Europameisterschaften. Eindrucksvoll war ihre Leistung insbesondere am vierten Wettkampftag, an dem sie zwei Vorläufe und sage und schreibe vier Finals schwamm und dabei jeweils einmal Gold, Silber und Bronze gewann.
Besonders erfreulich auch die Leistung von Linda Neumann. Die junge Berlinerin unterstrich mit dem Gewinn von einer Silber und drei Bronzemedaillen erneut, dass sie international an der Spitze mitschwimmen kann. Kam sie auch aus Taipeh ohne Edelmetall zurück und stand damit ein wenig im Schatten ihrer erfolgreichen Teamkollegin Gupta, bewies sie in Dortmund, dass auch bei den Deaflympics nur wenig gefehlt hatte, um einen Platz auf dem Treppchen zu erreichen.
Für ihre Gesamtleistung wurde sie mit dem Sonderpreis für die „Beste Nachwuchsschwimmerin“ ausgezeichnet.
Verbandsfachwart für Schwimmen, Peter Thiele erntete viel Lob für seine Weiterentwicklung einer Lichtsignal-Startanlage, die langfristig eine deutliche Verbesserung der Wettkampfbedingungen bedeuten kann. Ihm und seinem Team ist es zu verdanken, dass die Zusammenarbeit mit dem Kreisverband Schwimmen reibungslos verlief und der Brückenschlag zwischen dem Schwimmsport der Gehörlosen und der Hörenden gelang. Die Kampfrichter zeigten sich beeindruckt vom hohen Leistungsniveau der EM und betreuten die Wettkämpfe mit viel Respekt und Professionalität.
Bundestrainerin Garnet Charwat, die seit vielen Jahren eines der erfolgreichsten Teams im deutschen Gehörlosensport trainiert, bewies mit der Nominierung der jungen Sportlerinnen und Sportler „ein Händchen“ für junge Talente und sorgte mit ihrer ruhigen Art für Ausgeglichenheit und Harmonie innerhalb der Mannschaft.
Unterstützt wurde sie dabei von Physiotherapeutin Vanessa Riegel, die das Schwimmteam bereits seit der EM 2006 betreut.
Zum Schluss geht noch ein großes Dankeschön an alle freiwilligen Helferinnen und Helfer, die dazu beigetragen haben, dass wieder einmal eine Europameisterschaft der Gehörlosen erfolgreich in Deutschland ausgetragen werden konnte.
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