Abschlussbericht 1. Alpine Ski-Weltmeisterschaften der Gehörlosen in Nesselwang
Text: Peter Fiebiger; Fotos: Uli Klingemann
Datum: 12. März 2013
Tolle Premiere
Nach 1977 für die 1. Ski-Europameisterschaften in Grainau, war der Deutsche Gehörlosen-Sportverband wieder einmal Vorreiter für etwas Neues im alpinen Skisport. Schon seit Jahren war es der Wunsch des ICSD und seines Technischen Direktors, Mike Schmauser, erstmalig auch Weltmeisterschaften durchzuführen. Mehrere Ausrichterländer waren schon im Gespräch aber nie klappte es. Dieses Jahr in Nesselwang war es endlich soweit. Gemeinsam mit dem Bayerischen Gehörlosen-Sportverband organisierte der DGS unter der Federführung der Gehörlosen Bergfreunde München die 1. Alpinen Ski-Weltmeisterschaften. Ebenfalls großartige Unterstützung bekam das OK-Team durch die Gemeinde Nesselwang und den heimischen. Besonders erfreulich war die Übernahme der Schirmherrschaft durch die ehemalige Weltcupläuferin Irene Epple-Waigel und ihren Mann Dr. Theo Waigel.
Die Schirmherrin Dr. Irene Epple-Waigel und Schirmherr Dr. Theo Waigel
Feierliche Eröffnung
Die offizielle Eröffnung fand am Samstag den 23.02.2013 an der Alpsitzbahn statt. Die teilnehmenden Nationen, Ehrengäste und Zuschauer versammelten sich auf dem Parkplatz vor dem Lift. Die Ski-Schule Nesselwang überbrachte mit einer schönen Abfahrt über den Zielhang die Fahnen der Nationen. Böllerschüsse signalisierten den Abmarsch. Angeführt von einer Trachten- und Musikkapelle marschierten alle Teilnehmer in einem langen farbenfrohen Konvoi durch die Straßen von Nesselwang zum Kurpark. Vor zahlreichen Schlachtenbummlern, aber auch vielen Einheimischen wurden dann im Pavillon des Kurparkes die Weltmeisterschaften eröffnet. Die Schirmherrin und der Schirmherr Frau Epple-Waigel (Ski-Legende) und Theo Waigel (ehemaliger Bundesminister für Finanzen) begrüßten die Gäste und wünschten allen Teilnehmern viel Glück. Der Landrat Johann Fleschhut und der Bürgermeister Franz Erhart hießen alle Gäste im Allgäu willkommen. DGS Präsident Karl-Werner Broska begrüßte die Nationen und dankte den Organisatoren und Helfern für ihre Arbeit.
Die ICSD Fahne beim Hissen durch die Gebirgsjäger
ICSD – CEO Mark Cooper eröffnete anschließend offiziell die 1. Alpinen Ski-Weltmeisterschaften der Gehörlosen. Birgit Willmerdinger freute sich besonders über die vielen Teilnehmer und hoffte auf spannende Rennen ohne ernsthafte Verletzungen. Der letzte Teil der Eröffnung blieb der Jury und den Athleten vorbehalten. Rudolf Brandl, FIS Schiedsrichter, und Philipp Eisenmann, Mannschaftsführer des deutschen Teams, sprachen ihren Eid. Ein prächtiges Feuerwerk beendete die Eröffnung, die viel Beifall fand.
Tereza Kmochova und Philipp Steiner die Stars der WM
Schon im ersten Rennen, dem Abfahrtslauf, der bei strahlendem Sonnenschein, aber bei 12 Grad minus durchgeführt wurde, zeigten sich die Favoriten auf die begehrten Medaillen. Tereza Kmochova aus der Tschechischen Republik fuhr 2x Bestzeit und gewann überlegen ihr 1. Gold vor ihrer Teamkollegin Veronika Grygarova und der Kroatin Rea Hraski.
Tereza Komochova (CZE)
Bei den Herren kam der Sieger aus der Schweiz. Philipp Steiner fuhr zweimal Bestzeit und war für den deutschen Philipp Eisenmann zu schnell. Steiner hätte nur ein grober Schnitzer von der Goldmedaille getrennt. Dritter der Abfahrt wurde Michael Grill aus Österreich.
Philipp Steiner (SUI)
Nach 10jähriger Wartezeit endlich eine Medaille für Philipp Eisenmann
Gleich im ersten Rennen der Weltmeisterschaften in Nesselwang gab es eine Medaille für das DGS-Team. Philipp Eisenmann gewann überraschend Silber in der Abfahrt hinter dem Schweizer Philipp Steiner. Für den Münchner war es eine Erlösung, denn es war die erste Medaille nach 10 Jahren überhaupt für ihn in einem wichtigen internationalen Wettbewerb. Er selbst war nicht so überrascht, sagte er nach dem Rennen, denn seine Trainingszeiten deuteten schon auf einen Platz auf dem Treppchen an. Mit der Medaille im Abfahrtslauf bestätigte er eindrucksvoll seine Form in diesem Jahr. Leider auch sein letzter internationaler Wettbewerb, denn er hat schon sein Karriereende angekündigt.
Philipp Eisenmann auf dem Weg zum Silber
Kmochova, Steiner, Kmochova, Steiner und noch einmal Kmochova
Der Schweizer Philipp Steiner holte sich auf der Piste an der Alpspitzbahn insgesamt 4 Goldmedaillen und eine Bronzemedaille. Nur die Franzosen Nicolas Sarremejanne und David Pelletier konnten noch etwas mithalten. Philipp Eisenmann hatte nach seinem Erfolg im Abfahrtslauf weniger Glück und belegte Plätze 5 bis 7. Auch die Österreicher Lebelhuber und Grill konnten dem Schweizer nicht gefährlich werden.
Die 3 Erstplatzierten im Riesen-Slalom der Männer. v.l. Thomas Lebelhuber (AUT), Philipp Steiner (SUI) und Nicolas Sarremejanne (FRA)
Ein ähnliches Bild bot sich bei den Frauen. Tereza Kmochova gewann letztendlich alle Rennen und damit 5 Goldmedaillen. Ihre Teamkollegin Veronika Grygarova und die Kroatin Rea Hraski teilten sich die folgenden Plätze. Kmochova, die regelmäßig FIS Rennen fährt, deklassierte das gesamte Damenfeld. Die Amerikanerin Amanda Mooneyham konnte im letzten Rennen, dem Slalom, endlich eine Medaille holen. Die Österreicherinnen Kristina Köck und Beatrice Brunnbauer belegten noch die nachfolgenden Plätze.
Die erfolgreichen Damen v.l. Veronika Grygarova (CZE), Tereza Komochova (CZE) und Rea Hraski (CRO)
Deutsche Junioren sehr stark im Kommen
Schon nach der EM im letzten Jahr zeigte sich der deutsche Nachwuchs als sehr stark. 2012 war noch Michael Glatt mit 3 Goldmedaillen der Superstar. In Nesselwang präsentierten alle 4 Nachwuchskräfte von ihrer besten Seite. Den größten Sprung machte in diesem Jahr der Koblenzer Max Pähler, der Gold in der Super-Kombination und 2x Silber in der Abfahrt und im Super-G gewann. Aussichtsreich stürzte er im 2. Durchgang des Riesenslaloms. Simon Glatt, im letzten Jahr noch wegen schulischen Verpflichtungen pausierend, holte Gold im Riesenslalom und Bronze im Slalom. Michael Glatt gewann in der Abfahrt und im Super-G jeweils Bronze. Lokalmatador Alexander Müller hatte es schwer mit dem Erwartungsdruck erfolgreich zu sein. Letztendlich gewann er Silber im Riesenslalom. Moritz Pöppel, Sebstian Göppel, diesmal verletzt, könnten die deutschen Fahnen künftig noch kräftig wehen lassen.
4 deutsche Junioren auf Platz 1 bis 6
Fazit
Viele Teilnehmer und Zuschauer erlebten mit dieser Ski-WM eine tolle Premiere. Großartige Leistungen wurden geboten und der alpine Skisport der Gehörlosen hat bestimmt neue Freunde gewonnen. Mit Österreich und den USA stehen auch 2 neue Bewerber für die Ausrichtung der 2. Alpinen Ski-Weltmeisterschaften der Gehörlosen zur Verfügung, so dass eine Fortsetzung wahrscheinlich ist. Der Gemeinde Nesselwang und dem Skiclub Nesselwang gelang es, eine zugkräftige Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Der Deutsche Gehörlosen-Sportverband ist allen Organisatoren und Helfern zu großem Dank verpflichtet, denn nach 1977 in Grainau ist wieder einmal mit großem Erfolg Neuland betreten worden.
Das gesamte Team der WM – Fahrer, Catering, Helfer, Öffentlichkeitsarbeit und OK
Nun richten sich alle Augen auf den bald kommenden Sommer mit den 22. Sommer-Deaflympics in Sofia.
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