1. Tennis Weltmeisterschaften der Gehörlosen 19. – 26.07.2015 in Nottingham/GBR
Text: Peter Fiebiger, Vizepräsident Öffentlichkeitsarbeit, Fotos: Peter Fiebiger, Johannes Bildhauer
Datum: 24. Juli 2015
Der schwarze Freitag von Nottingham
Eigentlich standen heute alle Halbfinals der Tennis-Weltmeisterschaften in Nottingham auf dem Programm. Das Organisationskomitee hatte sich aber kurzfristig entschieden, die Einzel-Halbfinals auf den morgigen Samstag zu verschieben. Hintergrund war die Regelung, dass ein Spieler/in an einem Tag nur 2 Matches bestreiten darf. Davon wären z.B. Heike Albrecht, Emily Hangstefer und auch Chiu-Mei Ho betroffen gewesen. So wurden nur die Halbfinals im Damen- und Herren Doppel sowie die Halbfinals im Mixed ausgetragen. Deutschland war in den beiden Mixed und im Damen-Doppel noch aussichtsreich vertreten.
Laura Chapman/Emily Hangstefer (1) (USA) vs. Heike Albrecht/Verena Fleckenstein (4) (GER) 7 - 6 (6), 2 -1 (Aufgabe GER durch Verletzung)
Kurz vorweg gesagt, ein irres Spiel mit tragischem Ausgang. Beide Paare kannten sich von letzten Aufeinandertreffen im Halbfinale der Deaflympics 2013 in Sofia. Damals verloren sie noch hoch mit 3:6/1:6 und der Traum von der Goldmedaille war ausgeträumt. Bekanntlich wurden die Amerikanerinnen Deaflympicsieger. Heute hätte der Tag der Revanche werden können.
Und es fing auch gut an, denn gleich ein Break gegen den Aufschlag von Laura Chapman. Das weitere Spiel war geprägt von vielen Breaks, denn auch Heike Albrecht konnte mit ihrem Aufschlag nicht auf 2-0 erhöhen. Trotzdem waren die Ballwechsel sehenswert, besonders Emily Hangstefer konnte am Netz stark punkten. Auch auf deutscher Seite war Verena Fleckenstein in sehr guter Form. Sie schien sich an den Hartplatzboden gut gewöhnt zu haben. Aggressiv kamen ihre Returns, aber auch am Netz hell wach. Selbst der sonst etwas schwächere Aufschlag war nicht mehr zu sehen. Das deutsche Duo führt dann 4-2, Hoffnung auf den wichtigen 1. Satz. Doch die Amerikanerinnen schlugen zurück und führten dann ihrerseits mit 5-4 und 6-5. Heike und Verena schafften dann doch den Ausgleich und damit hieß es Tiebreak. Auch hier lagen die beiden deutschen Damen ständig vorn und hatten beim Stand von 6-4 zwei Satzbälle. Zu früh gehofft, denn Hangstefer/Chapman glichen zum 6-6 aus, erhöhten dann sogar auf 7-6 und dann der Sieg im ersten Satz. Schon hier zeigten sich die Schmerzen von Heike Albrecht.
Zu Beginn des 2. Satzes beim Stand von 1-1 ging schon garnichts mehr. Die medizinische Versorgung des Turniers wurde gerufen, Heike untersucht und versucht zu behandeln. Danach versuchte sie noch weiter zuspielen, aber nichts ging mehr. Eher eine Belastung für Verena, die ja auch noch ein Mixed spielen musste. Dann die Aufgabe. Alle waren enttäuscht, Heike die motiviert war bis in die Haarspitzen wohl am meisten, doch alle hatten auch Verständnis, denn die Gesundheit ging schließlich vor.
Anschließend folgte eine weitere Untersuchung und vorsorgliche Behandlung. Da stand dann fest, Heike wird im Laufe der Weltmeisterschaften kein Spiel mehr bestreiten. Ihr Mixed mit Urs Breitenberger wurden abgesagt, ebenso auch ihr Damen-Einzel, das sie eigentlich hätte heute Morgen spielen sollen. Mit der Entscheidung waren auch alle Titelträume geplatzt.
Im anderen Damen Doppel gewannen die Taiwanesinnen Chiu-Mei Ho/Chia-Wen Lin mit 6-4, 6-2 gegen die Schwestern Beatriz und Raquel Villamandos-Lorenzo aus Spanien.
Durch die Verletzung von Heike Albrecht kam es nun auch nicht zum Duell mit den zweiten amerikanischen Mixed, dem Geschwisterpaar Daniel und Emely Hangstefer. Auch eine mögliche Medaillenchance ist damit vertan.
Chun-Wei Wang/Chiu-Mei Ho (8) (TPE) vs Sebastian Schäffer/Verena Fleckenstein (2) (GER) 6 - 1, 6 - 4
Nachdem Sebastian Schäffer und Verena Fleckenstein zwei Mal das Glück des Tüchtigen hatten, so hatte sie heute gegen das taiwanesische Mixed nicht den Hauch einer Chance. Zu schnell, zu präzise war das Spiel von Chun-Wei Wang/Chiu-Mei Ho. Insbesondere der junge Wang war kaum zu halten. Wie eine Biene schwirrte Wang auf dem Feld herum. Immer war er am Netz zur Stelle, wenn sich Verena oder Sebastian zu einem Longlineball entschlossen hatten. Kurz und schmerzlos machte er die Punkte, wobei sich die schon 53jährige Ho meist im Hintergrund aufhielt und für die langen Bälle zuständig war.
Der 1. Satz ging schnell mit 6-1 an die Taiwanesen. Der 2. Satz begann ebenso, doch die Übermotivation von Wang bescherte dem deutschen Mixed endlich auch mal ein paar Punkte und Sätze. Im Stil eines „Bruce Lee“ wollte er alles abschießen. Seine Aufschläge und seine Returns landeten meist im Aus. Doch es reichte nicht.
Das Spiel um den 3. Platz, um Bronze, wird wegen der Verletzung von Heike Albrecht nicht stattfinden können. Somit haben Fleckenstein/Schäffer die Medaille sicher. Ein fader Beigeschmack lässt sich nicht vermeiden.
Youth Wettbewerb
Nachdem Johannes Behr gestern sein Einzel und sein Mixed gewonnen hatte, stand er nun heute in den beiden Halbfinals.
Johannes Behr (GER) vs. Yaroslav Revin (RUS) 8 - 4 (langer Satz)
Gegenüber der guten Leistung von gestern schien Johannes Behr im heutigen Match gegen den 3 Jahre jüngeren Yaroslav Revin etwas gehemmt. Ob es der Erwartungsdruck oder der herannahende Regen war bleibt sein Geheimnis. Jedenfalls tat er sich bis zum 1-1 bei leichtem Regen schwer und spielte nicht so souverän, wie man es von ihm gewohnt war. Beim Stand von 1-1 wurde das Match unterbrochen und in die Halle verlegt. Nach erneutem Einspielen wurde das Spiel fortgesetzt und es zeigte sich eine leichte Verbesserung bei Behr. Trotzdem war es ausgeglichen. Es nach einem Break zum 5-3 spielte er lockerer auf und gewann den langen Satz doch noch klar mit 8-4.
Roman Malyshev/Polina Shimova (RUS) vs. Johannes Behr (GER) / Rotem Ashkenazy (ISR) 8 -4 (langer Satz)
Schon gestern konnte man sehen, dass Johannes Behr mit seiner neuen Mixed Partnerin gut harmonierte, doch die Favoriten waren eindeutig die Russen, die schon länger zusammenspielen. Nach ausgeglichenem Beginn übernahm die Israelin Ashkenazy immer mehr die Führungsrolle und machte mit ihrer aggressiven Spielweise die entscheidenden Punkte. Einige Male glich sie die Fehler von Johannes Behr am Netz aus. Am Ende ein klarer Sieg für das deutsch/israelische Paar, die damit im Endspiel stehen, sowie Johanns Behr auch im Einzel.
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