Text: Rainer Bürger (Verbandsfußballwart), Jens Becker (TL Herren) und Gerhard Heinzle (Vorsitzender des Sportgerichts), Fotos: DGS-Fußball
Datum: 21. Juni 2017
GTSV Essen erneut Deutscher Gehörlosen-Fußballmeister 2017
Auf dem gut bespielbaren schönen Rasenplatz des SC Heuchelhof in Würzburg fand am Samstag, den 10. Juni 2017 die Finalrunde um die Deutsche GL-Fußball-Meisterschaft statt, unter Ausrichtung des GSV Würzburg. Anwesend von der Sparte Fußball war der Bundestrainer Werner von der Ruhren. Vor dem Endspiel wurde das kleine Finale zwischen GVIUS Ingolstadt und Hamburger GSV ausgetragen. Etwa 120 Zuschauer sah das mäßige Spiel. Hamburg führte nach 37 Spielminuten 2:0 durch Christopher Manns (30.+37.Min.). Zum ersten Mal leitete der gehörlose Schiedsrichter Dominik Schweiger (München) das kleine Endspiel. Kurz vor der Halbzeit schloss Ingolstädter Mahsun Sahin das Tor zum 1:2 an (41.Min.). In der zweiten Halbzeit schaffte Denis Jukovskiy den Ausgleich zum 2:2 durch gerechten Foulelfmeter. Nach regulärer Spielzeit gab es die Verlängerung. In der 99.Minute schoss Mark-Conny Wiesniewski (Hamburg) zum 3:2. Ingolstadt kämpfte weiter und glückte das Tor von Mahsun Sahin zum 3:3 (114.Min.). Nach 120 Minuten gab es noch keine Entscheidung. Bei dem Elfmeterschießen behielt der Hamburger Tormann Nils Rohwedder die Nerven und wurde Held des Tages. Hamburg gewann mit Glück den dritten Platz durch 4:1 beim Elfmeterschießen. Nach diesem entschiedenen Spiel folgte die Siegerehrung für Hamburger GSV mit Bronzemedaillen. Anschließend kam das große Endspiel zwischen GTSV Essen und GSV Karlsruhe.
Deutscher Fußball-Meister 2017: GTSV Essen
Die beiden zur Zeit stärksten Mannschaften, GTSV Essen und GSV Karlsruhe, welche den bisherigen Verlauf um die Deutsche GL-Meisterschaft souverän und erfolgreich meisterten, und verdient das Finale erreichten standen sich mit vielen aktuellen Nationalspielern bespickt gegeneinander.
Das Finale wurde von einer nicht kleinen Zuschauerkulisse (ca. 300 Zuschauer) voller Spannung verfolgt. Da sich beide Mannschaften gut kannten, war nach Anpfiff und in den laufenden Spielminuten auf dem Platz noch nicht viel los. Beide Mannschaften begannen ganz vorsichtig und tasteten sich gegenseitig ab. Keiner will dem Gegner durch eigene Fehler eine Möglichkeit eröffnen. Mit zunehmender Spieldauer wurde das technisch sehr visierte Spiel stärker und erreichte ein hohes Niveau. Etwa nach der 20. Spielminute nahm der GSV Karlsruhe immer mehr die Initiative an, ohne jedoch Kapital daraus schlagen zu können.
In der 33. Minute gab es nach einem Foul eines Karlsruhers Freistoß für den GTSV Essen, aus 28 m Entfernung, eine gemachte Spezialität des sehr erfahrenen Essener Daniel Jagla. Dieser zirkelte den Freistoß in gekonnter Manier zentimetergenau in die rechte obere Torecke zum überraschenden 1:0 für seine Elf. Der Karlsruher Torwart D. Seiberlich hatte keinen Hauch einer Chance zu halten, er blieb wie angewurzelt auf der Linie stehen und staunte über diesen herrlichen Kunstschuss. Unter dem Motto „jetzt erst Recht“ nahmen sich die Karlsruher nun das Spiel in die Hand und stürmten drauflos das Essener Gehäuse, indem der lange Essener Torwart Chr. Bölker mit seiner Größe als Fels in der Brandung stand. In dieser Drangperiode fiel kurz Halbzeit in der 44. Minute das verdiente 1:1, wobei in einem Gewirr im Strafraum der Essener Hasan–Ali Akcakaya den Ball am verdutzten TW Bölker ins eigene Netz bugsierte.
Mit Beginn der 2. Halbzeit riss der GSV Karlsruhe das Spiel an sich und dominierte eindeutig. Es war aber nicht leicht, die stabile Essener Abwehr durchzubrechen. Dank des sehr agilen und kämpferisch überzeigenden R. Bayer welcher mit seinen Durchbrüchen für dicke Chancen für sich und seine Mitspieler sorgte, war der Druck auf die Essener groß und dessen Hintermannschaft hatte Schwerstarbeit zu verzeichnen. Nach mehreren vergeblichen Versuchen fiel in der 76. Spielminute endlich das 2:1 für den GSV Karlsruher durch den kurz zuvor eingewechselten Routinier T. Kadir. Bei den Karlsruher Fans und Zuschauer ging es los mit einem gelb-roten Feuerwerk, sie jubelten schon und dachten, der DM-Titel für den GSV Karlsruhe ist so gut wie sicher. Kurz nach diesem Karlsruher Tor bekam der eingewechselte Essener Spieler Björn Lauschke nach wiederholten Foul (die gelbe Karte bekam er gleich nach seiner Einwechslung) vom sehr gut leitenden Schiedsrichter Ricardo Scheuerer „Gelb-Rot“ und musste das Spielfeld verlassen. Mit einem Mann mehr drückten die Karlsruher die Essener noch mehr ein, sie versuchten die endgültige Entscheidung, welcher allerdings nicht klappte, da die Essener Abwehr souverän und klug verteidigte mit einem sicheren Chr. Bölker als Rückhalt.
In der 90. Spielminute bekam der an der Mittellinie stehende B. Christ den Ball aus der hinteren Reihe zugespielt und startete einen Entlastungsangriff nach vorne, die Abwehrreihe der Karlsruher war ganz offen. Ganz clever spielte er im gegnerischen Strafraum den frei mitgelaufenen D. Jagla mit einem genauen Pass an, welcher diese Chance nicht ausließ und den Ball gekonnt durch die Beine von TW Seiberlich zum umjubelnden 2:2 einschoss. In der angekündigten Nachspielzeit war der GSV Karlsruhe mehr gelähmt von diesem Schock kurz vor Spielende der regulären Spielzeit. Somit musste eine Verlängerung ran bis zur Entscheidung dieses guten, hochinteressanten und spannenden Finales.
In der 1. Halbzeit der Verlängerung drängte der GSV Karlsruhe wiederholt die Essener in den eigenen Strafraum ein, sie erspielten sich durch schöne Spielzüge dicke Chancen, konnten diese jedoch nicht in Tore ummünzen. Die Abwehr der Gelb-Blauen (GTSV Essen) war ein stabiles Bollwerk und sehr schwer zu bezwingen. Die Karlsruher versuchten alles auf Biegen und Brechen, es gelang ihnen jedoch nicht, ein Tor zu erzielen. Wie man es macht, zeigte in der 119. Spielminute wiederum der dienstälteste Spieler auf dem Platz, D. Jagla. Bei einem großen Missverständnis in der Karlsruher Abwehr bekam er an der Strafraumgrenze den Ball vor seine Füße und mit einem schönen, gefühlsvollen Heber überlistete er TW D. Seiberlich im Tor der Karlsruher zum sehr freudigen 3:2 für GTSV Essen. Mit diesem Tor stellte er den besonders in der Verlängerung sehenden Spielverlauf voll auf den Kopf. Kurz drauf pfiff Schiedsrichter R. Scheuerer, welcher diese faire Partie mit seinem ebenfalls guten SR-Gespann voll im Griff hatte, das Spiel ab. Sofort sah man auf dem Platz eine Gelb-Blaue Spielertraube mit jubelnden Essener Spielern und seinen Anhängern. Besonders der glänzend aufgelegte und dreifache Torschütze D. Jagla wurde dabei fast erdrückt. Die Karlsruher Spieler waren völlig niedergeschlagen am Boden und verstanden kopfschüttelnd die Welt nicht mehr.
Gesamtfazit von diesem Finale: Es war ein sehr gutes Fußballspiel, die Partie war hochklassig, sehr spannend und riss die vielen Zuschauer von den Beinen. Die aufopferungsvoll kämpfenden und spielerisch überzeugenden Karlsruher hätten dieses Spiel genauso gut gewinnen können, der Spielausgang war sehr knapp. Bei den Karlsruhern war eben kein Spieler mit dem Torinstikt eines D. Jagla in den Reihen. Das machte den Unterschied und somit den etwas glücklichen Sieg für GTSV Essen aus. Mit 10 Mann drehten sie bewundernswert den Spieß in sehr stabilen Manier noch um und verbuchten somit den Sieg dieses hochklassigen Finales für sich. Somit hat der GTSV Essen den Titel als alter und neuer GL-Fußballmeister erfolgreich verteidigt. Nach dem Endspiel folgte die Siegerehrung durch den Technischen Leiter Herren Jens Becker mit Rainer Bürger (Verbandsfußballwart). Nach der Überreichung der Silbermedaillen an den Dt. Vizemeister GSV Karlsruhe durften die Essener wieder stolz auf die Goldmedaillen sein. Der Essener Kapitän Marc Christ erhielt wieder zum zweiten Mal wie im Vorjahr den Wanderpokal, wo dann die Essener mit ihren Fans um den Pokal unter tollem Jubel herum tanzten. Mann des Tages war der 37-jährige dreifache Essener Torschütze Daniel Jagla. Die Sparte Fußball bedankte sich für die gute Zusammenarbeit mit dem Ausrichter GSV Würzburg.
Aufstellung GTSV Essen:
Christian Bölker, Marc Christ, Markus Suslik, Luis Joel Latuske, Fabio Resnik, Bastian Tobinski, Hasan-Ali Akcakaya, Kolja Weiße, Alexander Peters, Daniel Jagla und Benjamin Christ
Einwechslungen: Björn Lauschke, Nico Müller, Dennis Karczewski und Jens Wiesner
Trainer: Boris Bovermann
Aufstellung GSV Karlsruhe:
David Seiberlich, Marlon Seeburger, Marcus Seeburger, Rafail Tournas, Maxime Notin, Philipp Grünwald, Kirk Shane, Domenico De Marco, Oliver Silex, Omid Sardarian und Robin Bayer
Einwechslungen: Stefan Henninger, Kadir Tatar, Marcus Bayer und Jeromy Klein
Trainer: Marcus Bayer
Torschützen:
1:0 Daniel Jagla (33.Min.), 1:1 Eigentor Hasan-Ali Akcakaya (44.Min.),
1:2 Kadir Tatar (76.Min.), 2:2 Daniel Jagla (90.Min.) und 3:2 Daniel Jagla (119.Min.)
Gelbe Karten:
Bastian Tobinski, Kolja Weiße, Daniel Jagla (alle GTSV Essen), David Seiberlich,
Marcus Seeburger, Philipp Grünwald, Robin Bayer (alle GSV Karlsruhe)
Gelb-rote Karte:
Björn Lauschke (GTSV Essen)
Schiedsrichter:
Ricardo Scheuerer (Berlin) mit Marvin Becker und Felix Otte
Zuschauer: 300