3. Deutsche Gehörlosen-Triathlon-Meisterschaft am Chiemsee
Am 24./25. Juni fand das "Deaf Triathlon Weekend" in Chieming am Chiemsee statt. Die 3. Deutsche Gehörlosen-Triathlon-Meisterschaft wurde in Zusammenarbeit mit der Triathlon-Abteilung GBF München ausgerichtet, geleitet von Initiator Volker Marks.
Die Deutsche GL Meisterschaft fand im Rahmen des Chiemsee Triathlons statt, der hoher Meldezahlen erfreute. Der Chiemsee Triathlon ist ein großes internationales Sportfest, das mehrere Tage dauert. Rund um den Sport, der im Mittelpunkt steht, gibt es jede Menge Abwechslung für alle. Startpunkt, Wechselzone und Ziel sind am Ostufer des „Bayerischen Meers“. Vom Chieminger Seeufer aus geht es in den Chiemsee, danach folgen die beiden Landetappen, zuerst auf dem Rad durch das Chiemgau, dann zu Fuß am Ufer des Sees entlang bis zum Zieleinlauf in Chieming.
Unter den Startern fanden sich ganz überraschend insgesamt 119 Gehörlose ein. 22 Eliteathleten und 5 Eliteathletinnen traten um den Meistertitel der Triathlon DGM 2017 über die Olympischen Distanz (1,5/40/10 km) im Einzel an. Andere traten in der Hobbywertung über die Volksdistanz (0,5/20/5 km) im Einzel und in der Staffel an.
Der Samstag präsentierte mit einem wolkenlosen Himmel bei 30 Grad beste Wetterbedingungen. Viele der Gehörlosen traten zum ersten Mal im Triathlon an und tauchten ein in das hektische Gewimmel am Start, stellten die Räder bereit und dann ging es nach einem lauten Startschuss zusammen mit dem Gesamtteilnehmerfeld ins Wasser, das war echtes Gänsehautgefühl!
Wieder an Land, mussten die Räder aus der Wechselzone geschoben werden, insgesamt lagen dreimal sieben Kilometer vor den Wettkämpfern. Anschließend liefen sie durch die Menge der anfeuernden Zuschauer entlang der Uferpromenade und teilweise auf Waldwegen ans Ziel – jeder Finisher „ein Sieger“. Gleich am Ziel befand sich der Athletengarten, dort wurden die ersten Plätze der Gesamt- und Alterswertung geehrt und ausgezeichnet, Gebärdendolmetscher Daniel Rose unterstützte die Kommunikation. Alle Starter für den Sonntag verließen die abendliche Feier frühzeitig, um für Tag zwei fit zu sein.
Sonntagfrüh wurde die Wassertemperatur gemessen und gemäß DTU-Regel wurde Neoprenverbot ausgesprochen, es waren 24,5 Grad. Kurz vor dem Start wendete sich das Wetter, Regen fiel und es wurde merklich kühler, der See bildete ordentlich Wellen. Fünf Minuten nach dem weiblichen Teilnehmerfeld starteten auch die Männer. Nicht jeder und jede schaffte es durch die bis zu einem halben Meter hohen Wellen bis ins Ziel, Bojen erschwerten die Orientierung.
Kilian Deichsel blieb unschlagbarer Meister im Schwimmen, Katrin Schliwa stieg bei den Frauen als erste aus dem Wasser. Knapper Zweiter wurde der Luxemburger Thomas Bastock, dann (ca. 1 Minute später) fast zeitgleich mit Kilian Knörzer ging der langerfahrene Thomas Suslik bei seinem Comeback nach seiner Verletzungspause an Land. Der vorjähriger U45-Meister Martin Koppe fiel hinter Volker Marks zurück und verlor wichtige Zeit für eine erfolgreiche Titelverteidigung.
Mit mehr als 33 km/h ging es auf der nassen, hügeligen und kurvige Radstrecke mit 610 Höhenmeter weiter, eine Runde war in dem Dauerregen zu bewältigen. Deichsel, der zum Radsportnationalkader gehört und für die 23. Sommer Deaflympics nominiert ist, konnte seinen Vorsprung weiter ausbauen, Suslik unterbot Bastocks Zeit auf zwei Rädern und rückte dem Vizetitel etwas näher, auch die ehrgeizige Titelverteidigerin Claudia Platzek überholte Schliwa auf der Radstrecke. Es blieb äußerst spannend.
Beim Laufen dann war Platzek voll in ihrem Element und mit einer Gesamtzeit von 2:53:47 verteidigte sie ihren Titel aus dem Vorjahr, damit erfüllte sie sich ihren Traum. Schliwa kam knappe 6,5 Minuten später ans Ziel, Sara Grau, jüngste Teilnehmerin von allen, wurde Dritte.
Deichsel hatte sich bereits so weit abgesetzt, dass es unmöglich war, ihn einzuholen. Nach ihm ging Bastock ins Ziel und Suslik folgte nach 15 Minuten. Da Bastock als Luxemburger außer Wertung lief, wurde Suslik Deutscher Vizemeister und Lars Krug aus München als stärkster Rookie (Anfänger) überraschend Dritter. Bei den U45 Startern gibt es einen neuen Deutschen Meister 2016: Initiator Volker Marks konnte sich an zwei seiner Vereinskollegen aus Münster, mit einem 10 Meter Endspurt direkt vor dem Ziel an Koppe vorbei, an die Spitze setzen, Gerrit Besselink wurde Dritter.
Auch am Sonntag galt: Jeder Finisher ist der Sieger – jeder, der trotz des schlechten und nassen Wetters glücklich und heil im Ziel angekommen ist. Zumindest am Nachmittag bei der Siegerehrung schien sie Sonne wieder.
Dieses Wochenende wird für alle einfach unvergesslich bleiben. Die DGS-Sparte Triathlon bedankt sich ganz für die gute Zusammenarbeit bei Volker Marks und Thomas Hanke sowie für den starken Einsatz der gehörlosen Helfer, die den ganzen Tag im Einsatz waren. Auch ohne Veranstalter Chiemsee Triathlon, von Sven Hindl geleitet ist, wäre es nicht möglich, die gehörlose Meisterschaft in so einem Rahmen auszurichten, einer perfekter Akt der Inklusion!
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