Sportschießen-DM 2009
DGS-Sparte Sportschießen
Datum: 14. Juni 2009
DGS-Schützen in Hochform!
Zum 46. Mal fanden die Deutsche Gehörlosen Meisterschaften vom 21.- 23. Mai 2009, diesmal in Traunfeld bei Nürnberg statt. Bei den Meisterschaften ging es um alles oder nichts, denn die Fahrkarten zu den Deaflympics 2009 in Taipeh waren nach der 2. Qualifikationsrunde zu vergeben. Aus 11 Vereinen gingen die DGS-Schützen gut trainiert an den Start und prompt kamen viele Überraschungen heraus.
Gestartet wurde die Meisterschaft am ersten Tag mit der Disziplin Freie Pistole, die sogenannte Königsdisziplin der Pistolenschützen. Gewinner Dirk Bruns und Thomas Münchenbach sicherten dabei ihr Taiwan-Ticket knapp.
Anschließend stand Königsdisziplin der Gewehrschützen 3x40 Schuss auf der großen unterirdischen Schießanlage der Hochlandschützen Traunfeld e.V. im Programm. Topfavorit Ingo Schweinsberg brach seinen eigenen Deutschen Rekord nach dem Finalschießen mit 98,6 Ringen. Der 39jährige war für die Deaflympics längst gesetzt. Für den 2. Start-Platz kamen Marco Baron und Bert Böhmer in Frage. Jutta Schweinsberg-Rott siegte zwar nach dem Finale gegen Bert Böhmer, doch das Ticket für Bert Böhmer war nach dem Vorkampf entschieden. Marco Baron erzielte zwar ein sehr gutes Ergebnis, aber konnte im Kampf erfahrener Schütze gegen Nachwuchs, Bert Böhmer nicht verdrängen. Doch für Marco Baron standen in den nächsten Tagen weitere Plätze zur Verfügung.
Bei der Schnellfeuerpistole hatte Werner Lackerbauer großes Pech, denn seine Waffe versagte immer mal wieder. Da die Zeit eine Reparatur nicht zuließ, kämpfte er verbissen. Diese Situation nutzte der Deaflympic-Sieger von Rom und Melbourne, Gerhard Drönner aus und wurde durch ein hohes, gutes Ergebnis Deutscher Meister. Der Veteran hatte damit zusammen mit Weltrekordler Werner Lackerbauer die Tickets für Taiwan sicher. Beide gehören zu den Topschützen der Welt.
Am 2. Wettkampftag ging es beginnend mit Liegendschießen weiter. 4 Schützen mussten um ein einziges Ticket kämpfen. Dieter Link hatte durch die 1. Qualifikationsrunde einen größeren Abstand erkämpft und musste darauf schauen, dass er es nicht vermasselt. Er behielt die Nerven und führte mit einen einzigen Ring gegen den Favoriten Bert Böhmer und den gesetzten Titelverteidiger Ingo Schweinsberg im Vorkampf. Damit war das Ticket sicher. Marco Baron schoss ein sehr tolles Ergebnis, es reichte aber gegen die starken Konkurrenten nicht aus. Im Finalkampf war nach zehn äußerst schwierigem Hin- und Hergezerre alles klar. Der glücklichste Gewinner war Bert Böhmer vom GSV Braunschweig. Bester Finalist war Andreas Mühlbauer-Füll vom GSV München mit einem Finalergebnis von 104,8 Ringen, wobei er für Taiwan bei seinem Vorkampfergebnis nicht die geringste Chance hatte.
Bei den Damen gelang es Jutta Schweinsberg-Rott das goldene Edelmetall zu ergattern. Marion Zimmermann und Michaela Joba (alle GSV München) mussten sich mit dem 2. und 3. Platz zufrieden geben. In der Altersklasse konnte Werner Grimm aufatmen, denn Andreas Heilmann kam über seinen Willen Gold zu holen nicht hinaus.
Der Wettkampf Luftpistole war Spannung pur. Auf Freude und Trauer musste man gefasst sein. Werner Lackerbauer fiel ab, aber kämpfte verbissen um eine gute Platzierung. Dirk Bruns machte einen Riesensatz nach oben. Auch Thomas Münchenbach war so gut, dass auch er kaum zu bremsen war. Bodo Funcke, der sich ebenfalls um einen Podestplatz bemühte, war auch in hervorragender Form. Am Ende gelang Dirk Bruns nach dem Finalschiessen der erste Platz. Leider hat er mit diesem Ergebnis die Kriterien zur Nominierung der Deaflympics wegen einem Ring nicht erfüllt und war sehr enttäuscht. Werner Lackerbauer und Thomas Münchenbach erhielten vom Bundestrainer nach Erfüllung der Kriterien die Tickets. Traurigste Person des Abends war der Gothaer Bodo Funcke trotz guter Leistungen. Er versuchte vergeblich einen Deaflympics-Platz zu erkämpfen, aber ohne Erfolg.
Gegen Nachmittag war die Standardpistole angesagt. Werner Lackerbauer gewann diesen Wettkampf ohne Probleme und Sorgen. Die Waffe hat er zuvor schnell repariert. Die Ursache lag an der Federung des Magazins. Bodo Funcke freute sich über die erste Silbermedaille über die 25m Distanz.
Die Veteranen der Altersklasse zeigten uns auch ihr Können. Mit Luftpistole- und Luftgewehr-Aufgelegt haben sie uns gezeigt, dass sie auch im hohen Alter treffen können. Doch viele mussten feststellen, dass das Treffen auf der Scheibe nicht einfach war. Werner Schröter war der große Sieger.
Danach war der kleine Dreistellungskampf an der Reihe. Jutta Schweinsberg-Rott, die vor kurzem nach 2 Jahren Pause, in der Nationalmannschaft zurückkehrte, kam nicht ganz hoch hinaus, doch es reichte für die Nominierung. Sie wird in nächster Zeit hart trainieren, um ihre Leistung zu verbessern, bis sie wieder die Alte ist. Sie verlor den vom Vorjahr gewonnenen Titel an Ingo Schweinsberg. Gegen diesen Münchner Schützen haben die Gegner keine Chance. Sein Ergebnis war hoch. Jutta Schweinsberg und Dieter Link gewannen Silber und Bronze.
Am letzten Schießtag war wieder Spannung angesagt. Für Marco Baron ging es um Alles oder Nichts. Der Youngster hatte im Luftgewehr seine letzte Chance, den Flug nach Taiwan zu sichern. Hier ging es um 11 Ringe gegen den international erfahrenen Bert Böhmer. Marco Baron fing Super an, trotz des neben ihm stehenden schweren Gegners, dem Münchner Ingo Schweinsberg, der 13 Jahren in dieser Disziplin ungeschlagen blieb. Serie um Serie kämpfte er um jeden Ring. Bert Böhmer konnte seine normale Form nicht halten und fiel ab. Am Ende gewann Baron mit sagenhaften 9 Ringen Differenz. Diese Überraschung hatte keiner erwartet. Ihm fiel ein Stein vom Herzen, denn das Ticket war sicher. Im Finale versuchte der Augsburger auch Ingo Schweinsberg eins auszuwischen, leider vergebens. Wegen 2 fehlender Ringe hätte Baron Gold verdient. Ingo Schweinsberg merkte schon, dass er in Zukunft kein leichtes Spiel mehr hat. Die Konkurrenz ist ihm auf den Fersen.
Bei den Damen ging es genauso um die Tickets. Marion Zimmermann schoss in der 2. Serie eine volle 100er Serie hinaus. Ihrer Konkurrentin machte sie das Leben schwer. Michaela Joba steigerte sich in den letzten Jahren immer höher. Die Bambergerin Manuela Rother gab sich große Mühe mit ihrer Leistung und zeigte sich aber nicht zufrieden. Der Druck war zu extrem. Im Damenfinale schaffte Marion Zimmermann endlich, Jutta Schweinsberg vom Thron zu schubsen. Sie gewann nach langem Warten trotz der hohen Ergebnisse in den letzten Jahren. Der Fluch hatte hier ein Ende.
Im KK-Wettkampf der Altersklasse vermisste H.-J. Kersten seine Ladehebel für das Gewehr und musste vom sich vom Schützenmeister der Traunfelder Schützen einen Hebel ausleihen. Dieser Leihhebel war tatsächlich Gold wert. Eine Lachnummer, denn beim Ausziehen seiner Jacke nach dem Schiessen fiel sein eigener Ladehebel runter. Die Wahrheit kam heraus: Der Ladehebel war in die Folie, in der die Startnummer steckt ist, reingerutscht. Diese Folie hing die ganze Zeit an seinem Rücken. Ein Happy-End für den Senioren.
Mit der KK-Sportpistole schoss Werner Lackerbauer eins nach dem anderen immer wieder die Löcher auf der schwarzen Scheibe. Sein deutscher Rekord war diesmal drin. Peter Mackert und Bodo Funcke erreichten weitere 2. und 3. Plätze.
Zur Abschlusskrönung gelang Ingo Schweinsberg nach 20 Minuten Wettkampf im KK-100m Gewehrschiessen auf einer gut ausgestatteten 100m elektronische Anlage ein neuer Deutscher Rekord. Jutta Schweinsberg-Rott und Bert Böhmer hatten die letzten Medaillen in der Hosentasche. Ganz knapp war auch Marco dran.
Am Abend wurde per Beamer eine Überraschung gezeigt: Unserem ehemaligen Schützen Alfred Reckel wurde eine Heinrich-Siepmann-Plakette vom DGS-Präsident Karl-Werner Broska überreicht. Diese Ehrung ist die größte Auszeichnung im Gehörlosensport. Alfred Reckel ist bis heute der erfolgreichste Deaflympics-Sieger nach Gerhard Drönner und Ingo Schweinsberg. Alfred Reckel ist der Zweite geehrte Schütze nach dem ehemaligen Fachwart Heinz Metzinger.
Nach Siegerzeremonie kamen Ehrenpokale ins Programm. Der Ehrenpreis von DGS-Präsident Karl-Werner Broska wurde an GSV München überreicht. Dem zweitbesten Verein GSV Bamberg überreichte BGS-Vizepräsidentin Birgit Hermann-Payer einen weiteren Ehrenpreis. Neun weitere Preise wurden verteilt nach der Rangliste.
Am Ende kam die Königsproklamation. Das alte Königspaar ging in Ruhestand und es lebe das neue Königspaar. Bei den Männern geht die Krönung mit einem besten Tiefschuß an den Münchner Werner Lackerbauer. Zur Königin wurde erstmals Marion Zimmermann ernannt. Doch das war noch nicht alles. Stellvertretend überreichte Markt Altenau´s Bürgermeister Peter Braun den Bayerischen Löwen von Bayern`s Ministerpräsident Horst Seehofer an die neue Deutsche Bundesschützenkönigin der Gehörlosen.
Die kommende 47. Deutsche Gehörlosen Meisterschaft findet im Jahr 2010 in Ober-Ingelheim bei Mainz statt.
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