Deaflympics 2021 - Abschlussbericht
Text: A.Köster und K-Kluttig, Fotos: A.Schneid und D.Kleinert
Datum: 17. Mai 2022
Die 24 Sommer Deaflympics 2021 in Caxias do Sul
Das renommierteste Sportevent in der Gehörlosen-Welt und eine große Herausforderung!
Die designierten „Medaillenbanken“ in den Individualsportarten im deutschen Team: die Schütz*innen, die Tennisspieler*innen, die Leichtathlet*innen und die Schwimmer*innen – alle lieferten ihre Erfolge.
Die erste Medaille der Spiele holte Spitzenschwimmer Lars Kochmann an seinem ersten Wettkampftag, eine von insgesamt vier Medaillen, die der Sprint-Schwimmer von seiner ersten Deaflympics-Teilnahme mit nach Hause nehmen konnte. Sein junger Team-Kollege und ebenfalls Debütant Niklas Müller gewann zwei weitere Medaillen über die Langstrecken.
3x Silber, 3x Bronze für die Schwimmer
Das Schützenteam kam bereits geschwächt nach Caxias, Erik Heß konnte aufgrund einer COVID-19 Infektion nicht gemeinsam mit den anderen Anreisen und verpasste als Luftgewehrspezialist eine wichtige Medaillenchance. Ausnahmeschützin Melanie Stabel musste aus persönlichen Gründen ihre Teilnahme an den Deaflympics ganz absagen. Dazu kam, dass aufgrund von technischen Problemen der Wettkampfbeginn verschoben werden musste.
Die erste Medaille, Silber, holte hier das Luftgewehr Mixed Sabrina Eckert und Sebastian Herrmany. Das erste Gold für Deutschland holte Colin Müller im Kleinkaliber liegend und dann auch gleich noch das zweite Gold im Kleinkaliber 3-Stellungskampf. Erik Heß, der gerade noch rechtzeitig für diese Wettkämpfe anreisen konnte, gewann Silber im 3-Stellungskampf.
2x Gold und 2x Silber für die deutschen Schütz*innen.
Auch das Tennis-Team war von einem COVID-19 Ausfall betroffen. Starspieler Urs Breitenberger, der für insgesamt drei Wettkämpfe entscheidend war, konnte nicht mit der Mannschaft anreisen und hatte bei seiner Ankunft keine Zeit mehr, sich ausreichend zu akklimatisieren. Gleich im ersten Match verletzte er sich so schwer, dass er aus dem Turnier ausscheiden musste. Ein harter Schlag für das Team. Die erwartete Medaille im Herren-Doppel war in Frage gestellt und im Mixed gab es keine Chance auf eine sichere Medaille für das unangefochtene Mixed Duo, Breitenberger/Albrecht-Schröder.
Die deutsche Top Spielerin Heike Albrecht-Schröder, stand damit unter hohem Erfolgsdruck und hielt Stand. Im Doppel mit Verena Fleckenstein gewann sie Silber und in einem großartigen Einzelfinale Gold. Da das Herren-Doppel Urs Breitenberger/Sebastian Schäffer nicht antreten konnte, rechnete niemand mit einer dritten Medaille. Aber die Newcomer Cedric Kaufmann und Nils Rohwedder erreichten nicht nur das Halbfinale, sondern konnten im Spiel um den dritten Platz überraschend Bronze holen.
1x Gold, 1x Silber und 1x Bronze für das Tennis-Team.
Hohe Erwartungen hatte die deutsche Delegation auch für einzelne Athlet*innen im Golf und Leichtathletikwettbewerb. So wurden Allen John, Alexander Bley und Dr. Nele Alder-Baerens als sichere Medaillenkandidaten gehandelt.
Allen John verteidigte seinen Deaflympics-Titel im Golf und Dr. Alder-Baerens ihren im Marathon. Alexander Bley, Weltmeister über die 1500m Strecke und 3000m Hindernislauf, holte Bronze und Silber.
1x Gold im Golf, 1x Gold, 1x Silber und 1x Bronze für die Leichtathlet*innen.
Deutschland hatte in den Mannschaftswettbewerben die Fußball Männer und die Handballer am Start. Beide Mannschaften hatten klare Medaillenchancen aber wie immer im Gehörlosen-Mannschaftssport sind die Gegner häufig unbekannt und nur durch Spielbeobachtung können sich die Trainerteams vor Ort ein Bild machen. Im Handballturnier gab es einige vollkommen unbekannte Gegner, da im internationalen Handball die Teilnehmerzahlen konsequent steigen. Im Fußball waren das erste Mal zwanzig und nicht wie bisher sechzehn Mannschaften im Turnier.
Die Handballer unter der Leitung des seit den Deaflympics 2017 eingesetzten Trainer-Teams, schafften es souverän bis ins Finale. Leider endete das letzte Spiel gegen den „ewigen Favoriten“ Kroatien nach hartem Ringen mit einer Niederlage. Aber das Etappenziel, Einzug ins Finale, war erreicht und eine Medaille war sicher. Dabei war wurfstarker Zuwachs wie Joshua Hild, Jörg Tomaschewski und auch der erst 16jährige Lukas Kaut unverzichtbar für den Erfolg, die Torhüter Gero Gertenbach und Moritz Klein spielten ein durchweg überzeugendes Turnier. Gewonnen hat bei den Handballern aber vor allem das Team, die „Deafboys“.
1x Silber für die Handballer
Erhofft und dennoch unerwartet gab es auch noch eine Medaille im Beach-Volleyball. Die zwei deutschen Herren-Teams schlugen sich wacker. Dass das Duo Max Pähler/Henrik Templin sich fürs Halbfinale qualifizierte, war schon eine kleine Sensation. Dass daraus im kleinen Finale auch noch eine Bronzemedaille wurde, war das Sahnehäubchen.
1x Bronze für Beachvolleyball
Aber es gab nicht nur Medaillen bei diesen Deaflympics. Viele junge Nachwuchstalente führten sich international ein und sammelten Erfahrung im Wettkampf mit Athlet*innen aus der ganzen Welt und rechtfertigten durch zahlreiche Finalteilnahmen und Platzierungen unter den Top Ten ihre Nominierung.
Schwimmerin Paula Pichier, die mit ihren 13 Jahren die Jüngste im gesamten deutschen Team war, begeisterte durch zuverlässige Final-Qualifikationen und zahlreiche Altersklassenrekorde. Lediglich ihre altersbedingte körperliche Unterlegenheit trennt sie noch von den Medaillenrängen.
Beim Badminton brillierte Finja Rosendahl. Die gerade 18jährige Junioren-Vizeweltmeisterin etablierte sich im Hauptwettbewerb, in dem sie Gegnerinnen schlug, die noch bei der WM 2019 unbezwingbar schienen. Die jungen Golferinnen Amelie Gonzalez-Podbicanin und Stefanie Mayer qualifizierten sich beide fürs Matchplay und Nico Guldan spielte sich sogar im K.O.-System bis auf den vierten Platz nach vorn.
Die fünfzehnjährige Tessa Lange, die erst seit kurzer Zeit im Leichtathletik-Kader ist, überzeugte in den prominent besetzten Sprint Disziplinen mit vielversprechenden Zeiten, neuem deutschen Altersklassenrekord und der Finalteilnahme über 200m. Delia Gaede lief in ihrer Parade Disziplin über die 200m mit persönlicher Bestzeit knapp hinter der Bronzegewinnerin ins Ziel.
Pistolenschützin Silke Fischer landete im Sportpistolen-Wettkampf auf Platz 4 und fand den Anschluss an die Weltspitze.
Die Fußballmannschaft, die den undankbaren vierten Platz in einem harten Turnier belegte, hatte mit Bastian Hoffmeyer, Robin Völkel und Joshua Füner Unterstützung aus den Reihen der U21 des DGSV bekommen. In den vergangenen fünf Jahren seit Samsun 2017 sind ausgesprochen starke Spieler dazu gekommen wie Marc Eisenberg, Nico Knappe und Fabian Kuppe – eine wirkungsvolle Ergänzung zum Stammkader mit den Bayer Brüdern, Keeper Seiberlich, Steven Nowark und Robert Hofmann.
Fazit
Die 24. Sommer-Deaflympics in Caxias do Sul, Brasilien, sind zu Ende und die Teilnehmer*innen reisen nach und nach in ihre Heimatländer zurück.
Es war keine einfache Veranstaltung, weder für die Organisatoren noch für die Athlet*innen und das Betreuungspersonal aus aller Welt. Pandemie bedingt mussten die Spiele von Mai 2021 auf Mai 2022 verschoben werden, ein Termin, der erst spät mitgeteilt wurde und durch interne Streitigkeiten innerhalb des Vorstandes des Weltverbandes blieb der endgültige Austragungsort in Brasilien bis Ende November 2021 unbestätigt.
Bei der Inspektion vor Ort, zu der alle teilnehmenden Länder im Januar 2022 eingeladen waren, stellten sich Mängel an Sportstätten heraus und erst einen weiteren Monat später entschied das Organisationskomitee den Bowling-Wettbewerb aus dem Programm zu streichen, da nicht die nötige Anzahl von Bowling-Bahnen vorhanden war. Inzwischen ist geplant, den Wettbewerb separat zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen.
Die Probleme setzten sich auch bei der Anreise, Unterkunft und Durchführung der Wettkämpfe fort, vieles davon noch Pandemie bedingt oder zurückzuführen auf die weltpolitische Lage und die wirtschaftliche Situation des Ausrichterlandes.
Alles das machte die Spiele zu einer mehr als sportlichen Herausforderung für alle Teilnehmer*innen. Die deutschen Athlet*innen nahmen die Herausforderung an und gaben in allen Disziplinen ihr Bestes. Das Ergebnis: ein Platz unter den Top Ten im Medaillenspiegel!
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