43. ICSD-Kongress in Rom
43. Kongress des Internationalen Committee of Sport for the Deaf (ICSD)
vom 13. - 15. September 2011 in Rom / ITA
Der 43. Kongress des ICSD wurde mit der Begrüßung durch den ICSD Präsidenten Craig Crowley eröffnet und nach dem sich anschließenden Grußwort der Präsidentin des Italienischen Gehörlosen-Sportverbandes (FISS), Frau Daniela Mazzocco, begann die Feststellung der Anwesenden durch den ICSD-Vizepräsidenten David Lanesman.
An dem Kongress nahmen 47 Länder von den 80 Beitragszahlenden Ländern des ICSD (nur die Verbände des ICSD die ihren Beitrag bezahlt hatten, durften an den Kongress teilnehmen) teil. Der Deutsche Gehörlosen-Sportverband wurde durch den DGS-Präsidenten Karl-Werner Broska, DGS-Generalsekretär Winfried Wiencek und DGS-Sportdirektorin Sabine Grajewski (Anti-Doping Beauftragte) vertreten. Als Kongress-Beobachter (Observer) war der DGS-Vizepräsident für Leistungssport, Ivan Rupcic, anwesend, um einen Erfahrungsaustausch im leistungssportlichen Bereich mit den anderen Ländern zu führen.
Die im Vorfeld des Kongresses per Email durch die Absage der Winter-Deaflympics verbreiteten Gerüchte, das komplette ICSD Präsidium auf dem Kongress abzuwählen, erwiesen sich wieder mal als falsch und waren viel Lärm um nichts, denn die Anträge einiger Länder wurden nicht in der Tagesordnung behandelt.
Der Antrag von den USA, die ehemaligen ICSD Vorstandsmitglieder Donalda K. Ammons (ehem. Präsidentin), Josef Willmerdinger (ehem. Vizepräsident) und Tiffany Williams-Granfors (ehem. Sportdirektorin) zum Kongress in Rom (alle waren vor Ort privat angereist) zu zulassen, wurde von den Delegierten, nach ausführlicher Stellungnahme durch den neuen ICSD Präsidenten Craig Crowley, abgelehnt. In dieser Stellungnahme wurde bekannt, dass der alte Vorstand des ICSD gegenüber dem neuen Vorstand des ICSD nicht kooperativ war/ist.
Der Ausschluss von Frankreich aus dem ICSD wurde revidiert und Frankreich sowie auch Mauritius wurden mit 36 Stimmen wieder in das ICSD aufgenommen, während das Nationale Deaflympics Committee (NDC) der Slowakei mit allen seinen Mitgliedern (u. a, J, Ruda , P. Pastor) aus dem ICSD ausgeschlossen wurde. Die damit verbundenen Schadenersatz-Zahlungen der Mitglieder des NDC der Slowakei, welche durch die Nichtdurchführung der Winter-Deaflympics den gemeldeten Teilnehmerländern noch zustehen, bleiben durch den Ausschluss nicht berührt. Insgesamt sind 1,8 Millionen Euro Schaden durch die Mitglieder des NDC verursacht worden und die Staatsanwaltschaft der Slowakei hat bereits mit den Staatsanwaltschaften der gemeldeten Länder (auch der DGS erhielt von der Staatsanwaltschaft Essen eine Vorladung) Kontakt aufgenommen um die Kosten der Rückforderungen von den Ländern zu erfahren.
Das Protokoll vom 42. Kongress des ICSD in Taipeh 2009 wurde mit 23 Ja- und 3 Nein-Stimmen genehmigt.
Der 2. Kongresstag
begann mit der Eröffnung der Kassenberichte von 2009 und 2010 welche den Unmut der Delegierten nach sich zogen, weil nur die Gesamtbeträge der Einnahmen und Ausgaben per Beamer gezeigt wurden und keine Details zu den einzelnen Ausgaben enthielten. Die vor Ort kopierten Aufstellungen einiger Gesamtbeträge waren auch nicht der Weisheit letzter Schluss so dass vom ICSD Vorstand versprochen wurde die vollständigen Kassenberichte von 2009 und 2010 an die Mitgliedsländer per Email nach dem Kongress zu verschicken. Der Kassenbericht für 2009 wurde mit 30 JA- und 1 Nein-Stimme angenommen. Über die Annahme vom Kassenbericht 2010 sollen die Delegierten beim nächsten Kongress des ICSD im Jahr 2013 entscheiden.
Die danach erfolgten Berichte über die bereits durchgeführten Weltmeisterschaften bis Ende August 2011 waren alle zufrieden stellend und es gab keine Beanstandungen.
Im Anschluss der Berichterstattung erfolgte die Behandlung der Anträge einzelner Länder welche schon im Vorfeld vom Kongress viel Staub aufgewirbelt hatten und die sich als ein „Sturm im Wasserglas“ entpuppten, denn die anwesenden Delegierten entschieden sich mit 29 Ja- und 10 Nein-Stimmen dafür, dem Antrag von Australien zu folgen und die gestellten Anträge des ICSD nicht zur Abstimmung kommen zu lassen. Die abgewiesenen Anträge sollen, nach der neuen Reform des ICSD, erst durch eine unabhängige Kommission überprüft und gegebenenfalls wieder vorgelegt werden. Die Behandlung der übrig gebliebenen Anträge erfolgte reibungslos und die Entscheidungen der Delegierten waren aus der Sicht der Vertreter des DGS logisch und nachvollziehbar. Handball wird auf Antrag von Kroatien wieder deaflympisch. Beim Wasserball besteht unter den wasserballtreibenden Ländern USA, Irland und Italien noch Unklarheit. Holland macht nicht mit. Bis zum nächsten Kongress 2013 wird man dieser Sportart beobachten müssen.
Am 3. Tag
wurden die Zwischenstände der Weltmeisterschaften ab September 2011 bis 2013 von den ausrichtenden Ländern vorgetragen und auch diese Berichte wurden, wie bereits die Berichte vom Vortag, mit eindrucksvollen Filmen und auch Power Point Demonstrationen vorgeführt. Unklarheit besteht jedoch noch über die Durchführung der Leichtathletik WM, denn es sind Querelen im OK vom vorgesehenen Ausrichterland Kanada aufgetreten die eine Durchführung unsicher erscheinen lassen. Griechenland erklärte sich bereit, notfalls als Ausrichter für die LA-WM einzuspringen, so zu sagen als Wiedergutmachung der Absage der Sommer-Deaflympics 2013.
Mit Spannung wurde dann der Vortrag vom Vertreter des ungarischen Behinderten-Sportverbandes, dem der Gehörlosen-Sportverband Ungarn unterstellt ist, erwartet. Es ging hier um die Bewerbung zur Ausrichtung der Sommer-Deaflympics 2013 in der Zeit vom 19.-31.08.2013 in Budapest / HUN. Der Vortrag zur Durchführung der Sommer-Deaflympics 2013 war sehr interessant, ließ aber einige Unklarheiten und Wünsche offen. So wurde mitgeteilt, dass es ein Minimum bei der Durchführung geben wird. Das es auf keinen Fall so prunkvoll und toll wie in Taipeh sein werden wird, war allen Delegierten klar. Auf Nachfragen einiger Kongress-Delegierten, welche Bedeutung das Wort „Minimum“ auf sich hat (weniger Teilnehmer, weniger Geldmittel, Streichung von Sportarten?) wurde darauf hingewiesen, dass erst nach Zustimmung der Kongress-Delegierten die Sommer-Deaflympics 2013 nach Budapest / HUN zu vergeben, genauere Angaben gemacht werden können. Bei der Abstimmung zur Vergabe der Sommer-Deaflympics 2013 an Budapest haben alle 47 Länder mit JA votiert. Um es hier noch einmal klar zu stellen, noch ist nichts entschieden, ob die Sommer-Deaflympics 2013 endgültig in Budapest stattfinden werden. Durch die erfolgte Zustimmung der Delegierten beim Kongress in Rom wird der Regierung vom ungarischen Behindertensportverband, Ressort Gehörlose, ein Konzept zur Finanzierung und Durchführung der Sommer-Deaflympics 2013 in Budapest vorgelegt und die Entscheidung zur endgültigen Durchführung der Sommer-Deaflympics 2013 wird im Dezember 2011 durch die ungarische Regierung fallen. Bis dahin ist also noch Geduld angesagt und an Gerüchten beteiligt sich der Deutsche Gehörlosen-Sportverband nicht.
Die für alle Teilnehmer und Zuschauer unvergesslichen Sommer Deaflympics 2009 in Taipeh haben nach der Endabrechnung dem ICSD einen Reingewinn von. 13.694,- US-Dollar erbracht. Die Scheckübergabe erfolgte durch den ehemaligen Präsidenten des TDOC (Taiwan Deaf Organization-Committee 2008-2010), Hau Lung-Bin an den ICSD-Präsidenten Craig Crowley.
Für die Ausrichtung der Sommer-Deaflympics 2017 hatten sich die Türkei mit Ankara (Budget 30,5 Mio. Euro), Argentinien mit Buenos Aires (Budget 12 Mio. US-Dollar) und die spanische Region Katalonien mit Barcelona (Grundbudget 8,5 Mio. Euro) beworben. Alle Bewerber präsentierten sich in Filmen, mit Werbepräsenten und Einladung zu Empfängen sehr eindrucksvoll. Der anschließende Wahlvorgang sah vor, dass das Land mit den wenigsten Stimmen ausscheidet und es fielen auf die Türkei 19, Argentinien 17 und Barcelona 11 Stimmen.
Der 2. Wahldurchgang zwischen der Türkei und Argentinien brachte dann die Entscheidung zugunsten der Türkei mit 25 Stimmen, während auf Argentinien 22 Stimmen entfielen. Freuen wir uns also nun auf die Sommer-Deaflympics 2017 in Ankara / TUR.
Im Anschluss an die Wahl wurde noch ein Dringlichkeitsantrag des Vorstandes vom ICSD behandelt. Dieser Antrag sah vor, dass die Sportlerinnen und Sportler der Slowakei nicht unter den großen Fehlern einiger Vorstandsmitglieder leiden sollen und es wurde die Neuaufnahme der Slowakian Federation of Deaf Athletes beantragt, damit die Sportler und Sportlerinnen der Slowakei weiterhin an internationalen Wettkämpfen teilnehmen können. Die Abstimmung zur Aufnahme des neuen Sportverbandes der Slowakei fiel mit 47 Ja-Stimmen sehr deutlich aus.
Alles in allem war der 43. ICSD Kongress mit seinem Ablauf ein Novum in der Geschichte des ICSD und man sollte den neuen Vorstandsmitgliedern nach den Querelen mit ihren Vorgängern, besonders aber Exekutiv-Direktor Mark Cooper, die nötige Zeit geben, um in Ruhe zu arbeiten und das Schiff des ICSD in ruhiges Fahrwasser kommen zu lassen. Das Ergebnis werden wir dann beim Kongress 2013 in Budapest sehen, nach dem Sprichwort: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“
Erwähnenswert sei noch, dass die anwesenden Delegierten der EDSO-Länder und auch einige Mitglieder der EDSO-Exekutive nach Abschluss des Kongresses noch eine Entscheidung getroffen haben. Es ging um die Ausrichtung der 8. Fußball-EM 2015 für Männer und Frauen. Deutschland und Frankreich hatten sich um die Ausrichtung der EM beworben. Deutschland wollte die Männer- und Frauen EM ausrichten, Frankreich nur die Männer-EM.
Das Ergebnis der Abstimmung kann sich sehen lassen, denn 22 Stimmen votierten für Deutschland als Ausrichter und Frankreich bekam nur 2 Stimmen. Freuen wir uns also auf die Ausrichtung der Männer- und Frauen-Fußball EM 2015 in Hannover und zeigen wir Europa, dass der Deutsche Gehörlosen-Sportverband, wie immer, ein sehr guter Gastgeber sein wird.