Auf nach Tokio!

Eine Entdeckungsreise zum Austragungsort der Deaflympics 2025

Bild: Ludwig Merker

Woran denkst du, wenn du an Tokio denkst? Als Sportfan vielleicht an den Austragungsort zweier Olympischer und Paralympischer Spiele? Oder doch eher an Menschenmassen, die sich überraschend zielsicher aus allen Richtungen über die berühmte „Alle-gehen-Kreuzung“ schieben, ohne dabei zusammenzustoßen? An übervolle Pendlerzüge, in die die Reisenden manchmal sogar von Bahnangestellten mit weißen Handschuhen hineingequetscht werden müssen? An futuristische Wolkenkratzer mit schrillen Leuchtreklamen? Und über allem thront der schneebedeckte Berg Fuji? Ja, durchaus, das alles ist Tokio, der Austragungsort der 25. Sommer-Deaflympics – aber auch noch viel mehr!

Die Megastadt und ihr gar nicht so nahegelegener „Hausberg“

Nähert man sich mit dem Flieger dem Hauptstadtflughafen Haneda, so realisiert man sehr schnell, dass Tokio ein besonderer Ort ist: Die letzten Minuten des Sinkfluges gleitet die Maschine über ein Meer aus Hochhäusern und Straßen, das sich scheinbar endlos bis zum Horizont erstreckt. Ja, tatsächlich: Eine Masse von fast 40 Millionen Menschen lebt in der Metropolregion Tokio – Tendenz weiterhin steigend! Zwar hat Tokio mittlerweile den Titel des größten Ballungsraums der Welt an die Region Guangzhou in China abtreten müssen, eine Megastadt ist es aber nach wie vor: Etwa ein Drittel der japanischen Bevölkerung lebt hier. Und, wäre es ein unabhängiger Staat, wäre Tokio trotz seiner geringen Größe eine der zwanzig größten Industrienationen.

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Und auch das ist wahr: Über diesem Häusermeer zeichnet sich – majestätisch und fast unwirklich thronend – der mächtige Berg Fuji ab. Dass viele Menschen ihn als Tokios „Hausberg“ wahrnehmen, liegt aber eigentlich an einer perfekten optischen Täuschung der Natur! Denn der Fuji ist vom Stadtzentrum Tokios eigentlich circa 100 Kilometer entfernt. Dass er so nah wirkt, liegt daran, dass er die mit Abstand höchste Erhebung in seinem Umfeld ist. Und so besteht, wenn das Wetter gut ist, zwischen Tokio und dem Fuji eine fast ungestörte Sichtachse, auf der er noch größer zu sein scheint, als er eigentlich ist.

Bild: Ludwig Merker

Geschäftiges Treiben und treue Haustiere

Stürzt man sich ins Gedränge der Millionenstadt, stellt man schnell fest, dass sie weitaus vielfältiger ist, als die gängigen Bilder, die wir in Deutschland im Kopf haben, vermitteln. Natürlich gibt es das geschäftige Business-Viertel Shinjuku mit seinem gigantischen Bahnhof, dem meistfrequentierten Eisenbahnknotenpunkt der Welt: Etwa drei Millionen Menschen steigen hier pro Tag ein und aus, viele davon auf dem Arbeitsweg zum oder aus dem Büro in einem der gigantischen Wolkenkratzer des Bezirks. Ganz anders als in Deutschland geht es dabei übrigens meistens sehr gesittet zu: Man achtet auf einander und versucht, den Pendlerströmen nicht im Weg zu stehen. Und auch die „Alle-gehen-Kreuzung“ in Shibuya gibt es wirklich. Sie befindet sich gleich neben der berühmten Statue des treuen Hundes Hachiko. Hachiko, der auch nach dem Tod seines Besitzers noch täglich zum Bahnhof Shibuya tapste, um dort stundenlang auf sein Herrchen zu warten, gilt vielen Japanern bis heute als Inbegriff unerschütterlicher Treue und Zuneigung. Kein Wunder also, dass die Statue bis heute bei Jugendlichen als Treffpunkt für Dates und Verabredungen (aber zunehmend auch einfach als Fotospot) beliebt ist.

Bild: Ludwig Merker

Mangas, Maids und Mode

Apropos „Jugendliche“: Klar, was wäre Tokio ohne seine Popkultur? Natürlich ist da beispielsweise das auch als „Electric Town“ bekannte Viertel Akihabara mit seinen Leuchtreklamen und seinen Läden für neue und gebrauchte Unterhaltungselektronik. Auch Buchläden reihen sich hier aneinander, in denen begeisterte Fans die neuesten Manga-Erscheinungen genauso finden wie berühmte Klassiker aus zweiter Hand. Vielleicht hast du ja auch schon mal von Maid-Cafés gehört, in denen die Gäste nicht nur Kaffee und Kuchen genießen können, sondern auch ein schrilles Unterhaltungsprogramm von Kellnerinnen in Dienstmädchenuniform? Auch für diese Cafés ist Akihabara der absolute Hotspot! Kostümiert oder uniformiert geht es auch in Harajuku zu, wo sich insbesondere an Wochenenden die im Rokoko-Stil gekleideten „Lolitas“ und die „Cosplayer“ treffen, die sich aufwendig als die Helden aus ihren Lieblingsanimes und -mangas verkleiden.

Bild: Ludwig Merker

Die Tradition einer gar nicht so alten Hauptstadt

Aber Tokio hat auch eine ganz andere, eine traditionellere Seite: Nur wenige Schritte von den Cosplayern entfernt markiert ein gigantischer Torbogen – ein sogenanntes „Torii“ – den Übergang von der bunt-lebhaften Welt der Menschen zum spirituell-anmutigen Reich der Götter. Hier beginnt das waldartige Gelände des Meiji-Schreins, einer der bedeutendsten religiösen Stätten der Hauptstadt. Und auch, wenn dieser Ort natürlich ebenfalls bereits längst touristisch erschlossen ist: Der Schrein, fast vollständig aus dunklem Holz errichtet, und seine Umgebung strahlen eine ehrfurchtgebietende Ruhe in dieser sonst so hektischen Stadt aus.

Dabei ist der Meiji-Schrein gar nicht mal so alt: Gerade mal gut hundert Jahre existiert dieser Gedenkort für den Kaiser Meiji, der 1868 Tokio zur Hauptstadt Japans machte. Vorher war das mehr als tausend Jahre lang Kyoto gewesen – der Name jener westjapanischen Großstadt bedeutet übrigens nach wie vor schlichtweg „Hauptstadt“, während Tokio für „östliche Hauptstadt“ steht. Bevor Tokio zum unbestrittenen Machtzentrum wurde, hatte die Stadt jahrhundertelang „Edo“ geheißen. Noch heute sagen viele Japaner (vor allem aber wohl jene, die nicht in Tokio wohnen), dass Tokio zwar der Kopf, Kyoto jedoch das Herz des Landes sei. Dort, wo einst die Burg von Edo stand, liegt heute übrigens der Kaiserpalast, ganz im innersten Herzen der Stadt, umgeben von weitläufigen Grünanlagen und einem mächtigen, mit Wasser gefüllten Burggraben. Die Palastanlagen besichtigen? Das ist nicht drin! Denn einen Kaiser hat Japan nach wie vor und seine Residenz ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Nur am Tag nach Neujahr und dem Geburtstag des Kaisers öffnen die Tore ihre Pforten und Besucher dürfen durch die weitläufigen Anlagen schlendern.

Bild: Ludwig Merker

Flanieren auf den Spuren von Edo

Das ganz alte Tokio – oder besser Edo – wiederum findet man aber eher in Asakusa mit seinem berühmten Sensō-ji, dem mit über tausend Jahren ältesten buddhistischen Tempel der Stadt. Auf das imposante rot-weiß gestrichene Gebäude mit seinem geschwungenen Dach und dem üppig goldverzierten Altar führt das enge Sträßchen „Nakamise“ hinzu. Früher vor allem ein Ort, an dem sich Pilgerandenken kaufen ließen, blüht hier heute der Handel mit Tokio-Souvenirs und touristischem Nippes. Trotzdem lassen es sich viele Reisende – gerade weibliche Besucherinnen – nicht nehmen, sich einen traditionellen japanischen Kimono zu leihen und einmal wie eine Bewohnerin des alten Edo durch die Straßen von Asakusa zu flanieren. Als kleine Anekdote erzählen sich die Einheimischen daher auch gern, dass das Tragen eines Kimonos in Asakusa der sicherste Beweis sei, dass man nicht aus Tokio stamme.

Bild: Ludwig Merker

Der Blick von oben

Wenn man in all dieser Mannigfaltigkeit einmal den Überblick verliert, hilft es ja zuweilen, sich einen Überblick von oben zu verschaffen. Da trifft es sich gut, dass die Japaner – und gerade die Tokioter – Aussichtsplattformen lieben! Natürlich könnte man für den perfekten Rundumblick auf das Panoramadeck des riesigen Tokyo Skytree, mit 634 Metern das dritthöchste Bauwerk der Welt, nutzen. Billiger und mit weit weniger Schlangestehen geht es aber beim mit „nur“ knapp 333 Metern und gut 65 Jahren kleinen, älteren Bruder des Skytree, dem Tokyo Tower. Ganz für lau kann man Tokio aus der Vogelperspektive übrigens auf einer der beiden Aussichtsplattformen des Tokyo Metropolitan Government Building in Shinjuku erleben – nur eine kurze Sicherheitskontrolle muss man über sich ergehen lassen.

Und es gibt noch mehr

Soweit dieser kleine Exkurs, der dir hoffentlich näher gebracht hat, dass Tokio durchaus ein bisschen mehr ist und zu bieten hat, als wir in Deutschland normalerweise so wissen. Natürlich kann man auf ein paar Zeilen trotzdem nicht alle Facetten dieser gigantischen Stadt erfassen. Ihre kulinarische Vielfalt zum Beispiel, die weit über Sushi und Ramen hinausgeht – so mancher Sternekoch von der Seine hat schon neidvoll geseufzt, in Japan könne man bessere französische Küche genießen als in Paris (und tatsächlich: die weltweit meisten Michelin-Sterne wurden an Restaurants in Tokio vergeben). Oder die Tatsache, dass die Bahnhöfe entlang der berühmten Yamanote-Ringlinie im ganzen Land so bekannt sind, dass es ein beliebtes Partyspiel ist, diese in der richtigen Reihenfolge aufsagen zu müssen.

Na, neugierig?

Wenn deine Neugier jetzt geweckt ist, können wir dir nur raten, dass du unserer Berichterstattung zu den 25. Sommer-Deaflympics 2025 in Tokio folgst – hier auf der Webseite und natürlich auch auf Instagram! Denn hier erfährst du alles über die Teilnahme unseres Teams an den Deaflympics. Natürlich über die sportlichen Leistungen – aber auch über die Erlebnisse und Erfahrungen der deutschen Athleten in dieser bunten und vielfältigen Mega-Metropole (fast) zu Füßen des Berges Fuji!

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