EDSO-Frauenworkshop in Śile bei Istanbul

Gerda Reinhard, Referentin für Breitensport, Nachwuchsgewinnung und Sportentwicklung in der Sparte Schwimmen, nahm im Namen des DGSV am EDSO-Frauenworkshop in der Türkei teil. Sie berichtete im Anschluss über ihre Eindrücke und Erfahrungen von der Reise.

Vor ein paar Monaten hat DGSV alle Frauen aus verschiedenen Sparten per E-Mail gefragt, ob sie Interesse an einem Frauenworkshop haben. Ich habe leider einzig zugesagt, dass ich gerne teilnehmen möchte. Für mich ist es sehr wichtig, Nachwuchssportlerinnen und Frauen zu unterstützen, die sich im Sport besser bewegen möchten.

Am 1. Mai bin ich alleine von Frankfurt nach Istanbul geflogen. Dort wurde ich von einer türkischen Helferin abgeholt, und zusammen mit vier Frauen aus Serbien und Albanien sind wir mit dem Bus nach Śile - Asien gefahren.

Am nächsten Tag haben wir um halb 9 gefrühstückt. Um 9.15 Uhr begann die Begrüßung durch das EDSO-Team, den EDSO-Präsidenten und den türkischen Sportpräsidenten. Iveta Kraze aus Lettland berichtete über die Geschichte der EDSO und erwähnte, dass sich im Vorstand bisher nur sehr wenige Frauen engagiert haben. Seit 1983 waren nur fünf Frauen im EDSO-Vorstand tätig. Außerdem gibt es aktuell nur fünf Frauen, die als EDSO-Sportdirektorinnen tätig sind – in den Sportarten Ski, Basketball, Bowling, Volleyball und Ninepins Bowling Classic.

Es wurde dann über das Live-Streaming auf EUD berichtet. Anschließend gebärdet die Dr. Berrak Firat aus Türkei über die Rolle der Frauen im Sport. Sie präsentierte eine historische Analyse der Deaflympics, Olympischen Spiele und Paralympics. Dabei wurde deutlich, dass Frauen bisher nicht immer sofort zugelassen oder akzeptiert werden. Zum Beispiel erhält eine Leistungssportlerin, die schwanger ist, oft keine Sponsoren oder staatliche Unterstützung mehr.

Jurgita Jankute aus Lettland erzählte ihre Geschichte. Wie sie ihr Leben gemeistert hat, musste sie oft Schwierigkeiten erleben. Frauen im Sport müssen ohnehin oft härter kämpfen, um gleichwertige Anerkennung zu erhalten. Für gehörlose Frauen ist dieser Kampf noch herausfordernder, da viele Menschen nicht erkennen, dass wir genauso leistungsfähig sind wie hörende Sportlerinnen. Doch trotz dieser Hürden gibt es Momente voller Stärke: Das Gefühl, ein Ziel zu erreichen, die Unterstützung durch gebärdensprachliche Kommunikation und die Möglichkeit, andere Frauen zu ermutigen, geben uns Kraft. Sport bedeutet nicht nur Leistung, sondern auch Zusammenhalt, Selbstbewusstsein und die Chance, Barrieren abzubauen. Wir brauchen mehr Sichtbarkeit für Frauen im Sport, mehr Unterstützung und inklusive Trainingsbedingungen - nicht nur für Einzelne, sondern für alle, die diesen Weg gehen.

Die Französin Valeria Giura hat in einem Videofilm zum Thema „Gehörlose Frauen im Sport: Herausforderungen“ gesprochen. Dabei ging es um den Mangel an Sichtbarkeit und Anerkennung für gehörlose Frauen im Sport. Sie betonte auch die Stereotype, wie die „doppelte Diskriminierung“ aufgrund von Geschlecht und Gehörlosigkeit. Zudem wurde erwähnt, dass es nur wenige Vorbilder oder Führungspositionen für gehörlose Frauen gibt. Am Nachmittag unternahmen wir einen kleinen Ausflug in die Umgebung von Śile mit dem Bus. Zuerst fuhren wir zum See mit einem tollen Blick auf Sakligöl. Danach hatten wir die Gelegenheit, die Stadt Śile kennenzulernen. Es ist eine kleine Fischerstadt am Schwarzenmeer, die einen Leuchtturm hat.

Nach dem Abendessen haben wir gemeinsam einen lustigen Spieleabend miteinander verbracht.

Am nächsten Tag ging es weiter mit dem Frauenworkshop. Fatima Tebibel aus Schweden hielt einen Vortrag zum Thema „Gehörlose Mädchen mit vielfältigen Hintergründen im Sport“. Danach wurden wir in verschiedene Gruppen aufgeteilt und bearbeiteten Aufgaben, wie wir es bereits zuvor erlebt hatten. Wir haben uns gut ausgetauscht und festgestellt, dass jedes Land sehr unterschiedlich ist.

Anschließend erzählte Alexandra Polivanchuk aus Schweden über ihre Arbeit bei ICSD. Dann hielt die Türkin Burcu Piskin einen Vortrag zum Thema „Die gesellschaftliche Perspektive auf Mannen und Frauen."

Anschließend gab es eine Foto-Challenge, bei der wir verschiedene Aufgaben auf einem Gruppenfoto präsentieren sollten. Dabei mussten wir sehr schnell sein, da wir in einem hohen Tempo fertig werden mussten und viel laufen mussten.

Der nächste Workshop handelte von dem Thema „Was ist ein sicherer Raum?“. Wir wurden in verschiedene Gruppen aufgeteilt, um uns darüber auszutauschen. Am Ende mussten wir unsere Ergebnisse auf der Bühne vorstellen.

Das letzte Spiel war Orientierung, bei dem wir wieder in verschiedene Gruppen aufgeteilt wurden. Wir mussten verschiedene Karten verwenden, um im Ferienort die Aufgaben zu suchen. Nach unserem Erfolg durften wir zum Abendessen gehen. Zum Abschlussabend im Saal haben wir mit schöner Kleidung gefeiert. Überraschenderweise bekamen alle Frauen einen Schlüssel – das symbolisiert, dass wir in unserem Land weiter öffnen und weitersagen sollen.

Im Hof tanzten wir um das Lagerfeuer. Wieder wurden verschiedene Spielabende angeboten, bei denen wir viel lachten. Das war wirklich sehr schön, lehrreich und stärkte unsere Gemeinschaft.

Am Sonntag sind wir alle abgereist. Es war eine schöne Zeit und wir haben viele schöne Erinnerungen mitgenommen.

Vielen Dank an das ESDO-Team, das die Veranstaltung für Frauen organisiert hat. Eure Arbeit wird sehr geschätzt!

Kontakt
Geschäftsstelle

Deutscher Gehörlosen-Sportverband e. V.
Von-Hünefeld-Straße 12
50829 Köln

0221 650 867 20
office@dg-sv.de

Kontakt aufnehmen