Erstes Vorbereitungs-Treffen steigert
Deaflympics-Vorfreude

Am 15. November werden die Deaflympics in Tokio eröffnet – und schon knapp zehn Monate vorher lud der Deutsche Gehörlosen-Sportverband in Frankfurt am Main zu einem ersten Vorbereitungstreffen, bei dem es nicht nur organisatorische und sportliche, sondern auch kulturelle Infos gab.

„Wenn ihr in Japan eine Visitenkarte von eurem Gegenüber erhaltet, nehmt die mit beiden Händen entgegen und vor allem – steckt die nicht in die Hosentasche“, erklärte Ludwig Merker, der das deutsche Team im November und auch bis dahin als Dolmetscher für japanische Sprache unterstützt: „Ihr würdet euren Gesprächspartner ja auch nicht in die Hosentasche stecken. In Japan steht die Visitenkarte für den guten Namen.“

Der kurze Einblick in die japanischen Gewohnheiten und Kultur, aber auch ganz praxisnahe Tipps, wo man am besten Geld abhebt, ob Uber genauso zuverlässig und sicher wie Taxis funktioniert (Spoiler: nein) und warum in der japanischen Sprache das Wort „nein“ zwar existiert, aber nie ausgesprochen wird, steigerten die Vorfreude auf das Land, in dem die etwas mehr als 50 beim Seminar anwesenden Personen vom 15.-26. November die Deaflympics erleben dürfen.

Gute Nachrichten hatten zuvor schon Daniel Haffke und Norbert Hensen in ihren Funktionen als Vizepräsident Sport und Sportdirektor im DGSV für die Bundestrainer, Spartenleitungen und Athletenvertreter:innen: Vom Bundesministerium des Innern und für Heimat bekamen sie eine Rekordsumme für die Deaflympics zur Verfügung gestellt. Und nach ihrer Tokio-Inspektionsreise konnten sie bereits mit einem Hotel in der Tokyo Bay einen Deal schließen, der ihnen im Vergleich zu einem vom Organisationskomitee gestellten Hotel „mehr als 200.000 Euro“ sparen würde, wie Haffke vorrechnete.

Dass das Hotel unweit des Disney Lands in Tokio liegt, sorgte auch für staunende Augen – wer wusste schon, dass Japans Hauptstadt auch einen solchen Vergnügungspark hat? „Wir wollten unbedingt“, gebärdete Hensen, „dass wir als deutsches Team alle in einem Hotel unterkommen, damit es nicht so ist wie bei Weltmeisterschaften, sondern dass der Deaflympics-Geist wirklich spürbar wird.“ Lediglich Radsport wird außerhalb unterkommen, da die langen Wege sonst nicht zumutbar seien.

Viele offene Fragen blieben nach der Inspektionsreise aber bei den Wettkampfstätten – Golf und Radsport konnten beispielsweise gar nicht besichtigt werden, Sportschießen nur von außen und für den Orientierungslauf, der in einem Park und auf der Insel Izu Oshima stattfinden wird, ließen sich die Verantwortlichen auch nicht in die Karten schauen. Hensen kritisierte, dass die Kommunikation mit dem Organisationskomitee kompliziert sei: Bei der Besichtigungsreise sei keine Taube Person dabei gewesen und die Gebärdensprachdolmetschenden nicht wirklich fit in International Sign.

Dennoch seien alle guter Dinge, dass die Deaflympics einzigartig werden – aus Fehlern der Vergangenheit wie bei den enttäuschenden Deaflympics in Brasilien habe man gelernt und in Frankfurt konnten neben organisatorischen Dingen auch ganz praktische Fragen angesprochen oder gar geklärt werden: Gibt es in Japan Regeln im Straßenverkehr, damit die Radsportler sicher sind? Wird es Livestreams geben von allen Wettkämpfen? (Stand jetzt ja!) Wann wird nominiert und wann reist das deutsche Team an, um bestmöglich mit dem Jetlag umzugehen?

Aktuell sieht es so aus, dass nach dem Gehörlosen-Sportfinale in Braunschweig und weiteren Deutschen Meisterschaften im Juni zumindest klarer wird, wer dabei sein könnte. Bis 15. September erfolgt dann die Nominierung. Alle werden dann ab Frankfurt nach Japan fliegen, je nachdem, wann ihre Wettkämpfe starten. Alle Athletinnen und Athleten sollen aber mindestens die Eröffnungsfeier- oder die Schlussfeier mitmachen können, den ganzen Zeitraum werden aus finanziellen Gründen aber nicht alle vor Ort bleiben dürfen – schließlich müsse trotz der Rekordsumme vom BMI gut mit dem Geld umgegangen werden.

Beim Treffen in Frankfurt, bei dem die elf Sportarten Beachvolleyball, Bowling, Golf, Handball, Judo, Leichtathletik, Radsport, Schwimmen, Sportschießen, Tennis und Tischtennis vertreten waren, gab auch Verbandsärztin Dr. Corinna Wagner noch Tipps, Leistungssportreferentin Felicitas Berger klärte über Anti-Doping auf, Ricardo Scheuerer, Vizepräsident Kommunikation im DGSV, stellte das neunköpfige Media-Team für Tokio vor und die vier Helferinnen und Helfer, die die Mannschaft nach Tokio begleiten. Zudem tauschten sich die Sportarten auch untereinander aus und konnten sich mit ihren jeweiligen Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten besprechen.

„Das Vorbereitungsseminar hat die grundlegende Basis geschaffen, um die nächsten Schritte erfolgreich anzugehen und die Deaflympics zu einem unvergesslichen Highlight für alle werden zu lassen“, freute sich DGSV-Präsidentin Katharina Pape.

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