"Es ist für mich ein Traum, wenn ich dabei sein darf!"

Foto: DGSV – Schöler & Schneid

Der 28 Jahre alte Kreisläufer ist motiviert bis in die Haarspitzen, aber auch mit viel Herz fiebert der gebürtige Chiemgauer aus Trostberg den Spielen Mitte November in der japanischen Millionenmetropole entgegen. „Es ist für mich ein Traum, wenn ich dabei sein darf“, sagte Wiedl.

Noch ist das letzte Wort nicht gesprochen, denn erst in wenigen Wochen beginnt der erste Vorbereitungslehrgang am Bundesstützpunkt des Deutschen Gehörlosensportverbandes (DGSV) im pfälzischen Haßloch. Dort wird Bundestrainer Alexander Zimpelmann seinen Kader zusammenrufen. „Dass ich beim Lehrgang in Haßloch dabei bin, damit rechne ich schon. Das heißt aber nicht, dass ich dann auch in Tokio dabei sein werde“, meinte Wiedl. Das hat Gründe: Noch müssen die Auserwählten für den Lehrgang ihren Leistungsnachweis erbringen. Dazu ist der Kader viel größer, als die Anzahl der Spieler, die tatsächlich für Tokio nominiert werden dürfen.

Die Mission Gold – die deutsche Gehörlosen-Handballnationalmannschaft auf dem Weg nach Tokio.

Maximal 16 Spieler dürfen nach den derzeit gültigen Regelungen die deutschen Farben bei den Deaflympics vertreten. Da möchte auch Robert Wiedl, der bis zur A-Jugend noch im Tor stand, dann aber an den Kreis gewechselt ist und sich dort aufgrund seiner Körperlichkeit auch schnell durchsetzen konnte, dabei sein. „Den Urlaub dafür habe ich mir schon einmal reserviert, auch wenn die Nominierung erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen wird“, meinte er mit einem Augenzwinkern. „Ich bin unglaublich stolz, das Trikot mit dem Adler auf der Brust tragen zu dürfen, um bei den Deaflympics dabei zu sein, das motiviert mich enorm“, so Wiedl.

Der gelernte Chemikant ist zugleich auch einer derjenigen Akteure mit den wenigsten Länderspielen. Erst fünf Länderspiele bestritt er für Deutschland. Seinen Einstand feierte er bei der Europameisterschaft im vergangenen Jahr in Frankenthal, wo die Mannschaft sich erst im Finale, dem Weltmeister Kroatien geschlagen geben musste. Auch dort überzeugte Wiedl und empfahl sich für weitere Einsätze. „Wir waren lange nah dran, deshalb war es zunächst ärgerlich. Aber mit der Silbermedaille konnten wir dennoch zufrieden sein. Jetzt wollen wir mehr!“, gibt Wiedl, der auch eine große Fangemeinde besitzt, den Weg vor. Dafür hat er auch persönlich die Weichen gestellt.

Im Sommer hat er seinen Verein, den TSV Trostberg verlassen und ist zum SV Wacker Burghausen gewechselt. „Es ist mir wichtig, auch wegen der Einsätze im DGSV auch ein höheres Liga-Niveau spielen zu wollen“, sagte Wiedl. Statt in der Bezirksklasse ist er jetzt in der Bezirksoberliga am Ball. Dazu hat er sich vorgenommen, mehr Muskelmasse aufbauen zu wollen, um sich am gegnerischen Kreis durchsetzen zu können. Neben dem Training im Verein ist er auch in der Freizeit meist in Bewegung. Denn Wiedl genießt die Natur des Chiemgau, ist oft mit seiner Freundin Monika unterwegs beim Bergradeln oder beim Wandern. Denn Ruhe ist bei ihm ein Fremdwort. Das gilt auch auf dem Spielfeld. Er ist ein Unruheherd am gegnerischen Kreis. Genau wie sein sportliches Vorbild Jannik Kohlbacher, dem Kreisläufer der Rhein-Neckar Löwen.

Aufmerksam wurde Wiedl, der die Gehörlosen-Handball-Nationalmannschaft nicht kannte, durch seine Mutter, die beim Tag des Handballs im November 2023 in München, den Stand des DGSV entdeckte und dort auch einen Flyer von Bundestrainer Alexander Zimpelmann in die Hand gedrückt bekam. Diese Information nutzte ihr Sohn und nahm Kontakt zum Bundestrainer auf. Schon drei Monate später erhielt er eine Einladung zum Kennenlernen und zum Lehrgang. „Es hat von Anfang an alles gepasst, der Lehrgang hat sehr viel Spaß gemacht und mit den Jungs kam ich auch auf Anhieb sehr gut zurecht“, erinnerte sich der Kreisläufer, der seit Geburt gehörlos ist und seit vielen Jahren mit Cochlea-Implantaten versorgt ist. Und diese Hörhilfen trägt er auch beim Handball. Allerdings nicht im Nationaltrikot, da diese dort nicht zugelassen sind. „Das war schon für mich eine große Umstellung, aber man gewöhnt sich auch daran“. Er lebt seinen Traum und er tut derzeit alles dafür, um im November die deutschen Farben in Tokio tragen zu dürfen.

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